Die Folgen der Berliner Silvesternacht halten Politik und Behörden in Atem. Bild: IMAGO/Funke Foto Services
Die Folgen der Berliner Silvesternacht halten Politik und Behörden in Atem. Bild: IMAGO/Funke Foto Services

Wie geht man mit jungen Leuten um, die hemmungslos randalieren und Rettungskräfte in höchste Gefahr bringen? Diese Frage wird nach der Silvesterrandale in Berlin heftig diskutiert.

Zweifellos haben die Ausschreitungen in der Nacht zum ersten Januar ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Die Intensität der Gewalt sei mit den Silvesternächten der Vorjahre nicht zu vergleichen gewesen, so die Berliner Polizei.

Chaoten lieferten sich Böllerschlachten und schossen mit Schreckschusspistolen um sich. Ein Fahrzeug der Feuerwehr wurde mit einem E-Roller beworfen. Ein anderes wurde in einen Hinterhalt gelockt und wurde geplündert. Unzählige Male wurden Rettungskräfte, die wegen des „normalen“ Silvester-Wahnsinns auf den Berliner Straßen unterwegs waren, mit Feuerwerkskörpern beschossen. „Was haben wir diesen Leuten getan?“, fragte ein verzweifelter Feuerwehrmann im rbb.

Erschreckende Zahlen

Auch die nackten Zahlen ergeben ein Bild des Schreckens: 47 Polizeikräfte wurden in der Nacht zu Neujahr verletzt. 14 wurden ambulant behandelt, fünf traten vom Dienst ab. Die Berliner Polizei übergab 22 Verfahren mit etwa zehn Verdächtigen an die Staatsanwaltschaft. Nach derzeitigem Stand gebe es 49 Verfahren zu den Angriffen auf Polizisten mit 37 Beschuldigten und 53 Verfahren, bei denen Feuerwehrleute angegriffen worden seien.

 

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Dass angesichts dieser neuen Qualität zum Teil althergebrachte Vorschläge die Debatte um Konsequenzen bestimmen, ist allerdings erstaunlich. Eines der seit Jahren diskutierten Mittel gegen Silvesterchaos ist ein flächendeckendes Böllerverbot in Berlin. Die Gewerkschaft der Polizei hat einen solchen Schritt nun wieder ins Spiel gebracht.

Begrenzte Böllerverbotszonen gibt es bereits, etwa in der Pallasstraße in Schöneberg. Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) erwägt, diese Zonen auszuweiten. Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) fordert ein bundesweites Böllerverkaufsverbot.

Hemmungslos brutal

All diese Vorschläge erscheinen wenig geeignet, den Trend zu immer mehr Gewalt und Randale an Silvester zu stoppen. Wer gewillt ist, entgrenzte Brutalität gegen Feuerwehrleute, Sanitäter und Polizisten einzusetzen, wird sich weder von Verbotszonen oder einem allgemeinen Böllerverbot beeindrucken lassen. Zumal völlig unklar ist, wie solche Schritte durchgesetzt werden sollen. Außerdem würde die Mehrheit der friedlichen Böllerfans bestraft.

Gegenüber Vollidioten sind allein abstrakte Regeln wirkungslos. In solchen Fällen hilft vor allem Abschreckung. Das bedeutet: Wer derlei menschenverachtende Straftaten begeht, muss schnell und mit der vollen Härte des Gesetzes zur Rechenschaft gezogen werden. Das setzt voraus, dass Polizei und Justiz über die Mittel verfügen, die sie brauchen. Ansonsten sind sämtliche Regeln und Gesetze nur Luftnummern.

Was denken Sie, liebe Leserinnen und Leser? Brauchen wir ein Böllerverbot für ganz Berlin? Nehmen Sie an unserer Umfrage teil. Das Abstimmungsfeld finden Sie in der rechten Seitenleiste oder hier im Beitrag. Oder schreiben Sie uns Ihre Meinung und Erfahrungen in die Kommentare oder an redaktion@berliner-abendblatt.de.

Nils Michaelis