Der Senat belässt es vorerst beim Appell zum Tragen von Schutzmasken. Wie halten Sie es mit den Corona-Masken in Innenräumen?
Mittlerweile gehen solche Meldungen in der Nachrichtenflut fast unter. Zwei von drei Berliner Corona-Ampeln – nämlich die für die Sieben-Tage-Inzidenz und die Hospitalisierungsrate – haben vergangene Woche Rot angezeigt. Einzig bei der Belegung von Krankenhausbetten mit Covid-Patienten leuchtete die gelbe Lampe.
Dass die Corona-Zahlen im Herbst ansteigen, war seit Langem abzusehen. Daher muss sich erst noch zeigen, ob das, was der Berliner Senat jetzt verkündet hat, genügt, um Berlin gut durch die nächsten Corona-Monate zu bringen. Die rot-grün-rote Landesregierung appelliert an die Berliner, in öffentlich zugänglichen Innenräumen eine medizinische Gesichtsmaske zu tragen. Das war‘s.
Freie Entscheidung
„Es ist ausdrücklich eine Empfehlung“, so die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). In der Bevölkerung gebe es eine gute Grundimmunisierung. Die Menschen könnten eigenverantwortlich entscheiden, ob sie eine Maske tragen. Wie bisher bleiben Masken in Gesundheitseinrichtungen wie Kliniken sowie in Bussen und Bahnen Pflicht. Die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen gelten bis zum 24. November.
Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) wäre gerne einen Schritt weitergegangen. Sie hatte sich dafür eingesetzt, auch in öffentlichen Gebäuden das Tragen eines Mund-Nasenschutzes wieder vorzuschreiben. Amts- und Klinikärzten unterstützten diesen Vorschlag. Giffey erklärte laut rbb24, dass nicht eindeutig ein Zusammenhang herzustellen sei „zwischen einer Maskenpflicht in einzelnen Teilbereichen und einer Verbesserung der Situation in den Krankenhäusern“.
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Zerstrittener Senat
Eigentlich ist es erstaunlich, dass sich der Senat beim ungeliebten Corona-Dauerthema überhaupt auf irgendetwas geeinigt hat. Die Dreierkoalition präsentiert sich zunehmend zerstritten. Zwischen Giffey und Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) knirschte es jüngst gewaltig wegen des Umgangs mit einem Gerichtsurteil zur autofreien Friedrichstraße.
Einen öffentlich ausgetragenen Streit um Corona-Maßnahmen kann niemand im Senat gebrauchen. Schon gar nicht in Zeiten des heraufziehenden Wahlkampfes angesichts einer zu erwartenden Wiederholung der Wahl zum Abgeordnetenhaus. Immerhin: Mit der Haltung, der Forderung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nach einer Maskenpflicht in Innenräumen nicht zu folgen, ist Berlin unter den Bundesländern nicht allein.
Dass der Appell des Senats etwas bringt, darf hingegen bezweifelt werden. Der Anteil der Maskenmuffel selbst dort, wo die Maskenpflicht noch gilt, ist viel zu groß. Dafür genügt ein Blick in Bahnen und Busse. Es wird sich zeigen, wie lange wir uns die propagierte Eigenverantwortlichkeit noch leisten können.
Was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser? Sollte in Innenräumen wieder eine Maskenpflicht gelten oder reicht eine Empfehlung aus? Nehmen Sie an unserer Umfrage teil. Das Abstimmungsfeld finden Sie in der rechten Seitenleiste. Oder schreiben Sie uns Ihre Meinung und Erfahrungen in die Kommentare oder an redaktion@berliner-abendblatt.de.
Text: Nils Michaelis