Es ist ein Problem, das erst in den vergangenen Jahren, besonders durch Social Media, erst so richtig Beachtung gefunden hat. Frauen kämpfen seit vielen Jahren um Gehör und können nun dank Instagram und Co. darüber aufklären, wie schlimm die Krankheit wirklich ist, unter der sie leiden. Die Rede ist von Endometriose.
Wenn es um gynäkologische Erkrankungen geht, wird vieles genannt, aber scheinbar oft eben nicht Endometriose. Meist wird die Krankheit nur belächelt, sogar Ärzte und Ärztinnen nehmen die Symptome oftmals nicht ernst. Durch prominente Beispiele unter anderem Boris Beckers Ex Lilly Becker, die US-Schauspielerin Whoopi Goldberg oder auch TV-Moderatorin Lola Weippert, haben auch viele andere Frauen und Mädchen mit der Zeit den Mut gefunden über ihre Krankheit zu sprechen. Im Netz gibt es inzwischen immerhin zahlreiche Seiten, die über Endometriose informieren.
Forderung von öffentlicher Aufklärung
Aufklärung darüber gibt es allerdings nach wie vor zu wenig – und das soll sich nun ändern, zumindest in Berlin. Die FDP fordert eine Aufklärungskampagne in der Hauptstadt. „Wir können die fast zwei Millionen Frauen in Deutschland nicht alleine leiden lassen“, sagte die FDP-Abgeordnete Maren Jasper-Winter jetzt gegenüber dem Tagesspiegel. „Jedes Mädchen in der Schule muss wissen, dass es die Krankheit gibt. Jede Gynäkologin und jeder Gynäkologe muss Fachwissen über Endometriose haben.“
Besonders an Schulen sollte Endometriose thematisiert werden. In einem Antrag der Fraktion für das Plenum des Abgeordnetenhauses heißt es, dass die Krankheit im schulischen Aufklärungsunterricht aufgegriffen werden sollte. Und auch in der Öffentlichkeit dürfe das Thema nicht ignoriert werden. „Der Senat sollte zum Tag der Endometriose entschieden vorangehen und jährlich eine Plakatkampagne und Social-Media-Kampagne in der Stadt zeigen“, so Jasper-Winter. Der Tag der Endometriose ist übrigens am 27. September 2022. Inzwischen sei jede zehnte Frau von der schmerzhaften Erkrankung betroffen.
Schulungen, Petitionen und vieles mehr – Frauen sollen Gehör bekommen
Zusätzlich zu der Aufklärung an Schulen sollen auch Ärzte und Ärztinnen für die Krankheit, die irrtümlicherweise oft für heftige aber scheinbar normale Menstruationsbeschwerden gehalten wird, sensibilisiert und geschult werden. Die FDP fordert laut dem Tagesspiegel ein umfassendes Fort-und Weiterbildungsangebot, das gemeinsam mit der Landesärztekammer und entsprechend dem aktuellen Stand der Forschung entwickelt werden soll.
Viele Frauen und junge Mädchen sind den Schritt an die Öffentlichkeit bereits vor dem Vorschlag der FDP gegangen. So zum Beispiel auch Theresia Crone, die via sozialer Netzwerke wie Twitter eine Petition mit dem Namen „End. Endo. Silence“ ins Leben rief – für eine bessere Aufklärung der Krankheit. Inzwischen hat sie schon über 130.000 Unterschriften gesammelt.
Ich habe Endometriose. Lange wurde mir jedoch die nötige medizinische Behandlung verwehrt, weil “solche Schmerzen für Frauen normal sind”. Das müssen wir ändern. Unterschreibt jetzt meine Petition @endendosilence, damit Betroffene endlich gehört werden.https://t.co/LMaUdLBjb4
— Theresia (@TheresiaCrone) January 28, 2022
Was ist Endometriose?
Bei Endometriose treten Zysten, Wucherungen und Entzündungen (Endometrioseherde) auf, meist an den Eierstöcken, aber auch am Darm oder am Bauchfell. Ihr Gewebe ähnelt dem der Gebärmutterschleimhaut und die Herde können mit dem hormonellen Zyklus wachsen und dann auch bluten. Endometrioseherde werden zwar medizinisch als gutartig angesehen, können jedoch ähnlich wie Tumore metastasieren und durchaus auch bleibende Schäden an Organen verursachen.
Bei der weit verbreiteten Krankheit haben die Frauen mit starken Schmerzen zu kämpfen, die eben auch heftigen Menstruationsschmerzen ähneln. Teils auch zyklusabhängig kann Endometriose im ganzen Körper Schmerzen verursachen. Die Folge von Endometrioseherden sind chronische Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen, Blutungen in der Bauchhöhle und sogar Unfruchtbarkeit. Bei etwa 40 bis 60% der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, steckt eine Endometriose dahinter.
Text: Sophia Völkel