Schaufenster müssen ab dem kommenden Monat nachts dunkel bleiben. Viele öffentliche Gebäude sind bereits ohne Beleuchtung. Das „Festival of Lights“ startet in abgespeckter Form.
Berlin, die glitzernde Metropole: Ab September wird die Hauptstadt buchstäblich Strahlkraft einbüßen. Gerade in den Einkaufsstraßen. Wer dort am späten Abend entlangschlendert, wird auf dunkle Schaufenster blicken.
Die ab dem 1. September gültige Energieeinsparverordnung des Bundes sieht vor, dass Schaufenster zwischen 22 und 6 Uhr nicht mehr beleuchtet werden dürfen. Zudem wird dem Einzelhandel vorgeschrieben, Türen und Fenster während der Öffnungszeiten nicht dauerhaft offenstehen zu lassen.
Düstere Zeiten
Die neuen Vorgaben werden das Gesicht Berlins verändern. In Dunkelheit versunkene Shoppingmeilen könnten zur Folge haben, dass Menschen solche Straßen des Nachts meiden und die Konsumstimmung zusätzlich getrübt wird, wenn beim abendlichen Bummmel nicht gestöbert werden kann.
Manch einer befürchtet sogar, dass die Kriminalität ansteigen könnte. Der Handelsverband Deutschland (HDE) warnt vor den Folgen der Verdunkelung, die mit den steigenden Energiepreisen begründet wird.
„Mit der Schaufensterbeleuchtung sorgen wir auch für Sicherheit und soziale Verantwortung in den Städten, vor allen Dingen in den weniger frequentierten Zeitfenstern in der Nacht“, so Hauptgeschäftsführer Stefan Genth, gegenüber den Funke-Zeitungen. Energiesparen dürfe nicht auf Kosten der Sicherheit gehen. Der Handel spare heute schon bewusst Energie ein.
Reduziertes Licht
Auch in und an einigen Shopping Malls stehen düstere Zeiten bevor. Die Betreiber von Gropius Passagen, Wilma, Forum Steglitz, Spandau Arcaden, Schönhauser Allee Arcaden und Neukölln Arcaden ließen jetzt mitteilen, dass die Parkhausbeleuchtung „auf das notwendige Maß reduziert“ werde. Das dürfte nicht gerade das Sicherheitsgefühl jener Menschen verbessern, die dort am späten Abend zum Auto müssen.
Die Außenbeleuchtung und Außenwerbeanlagen werden während der verbleibenden Sommerwochen ausgeschaltet. Ab Herbst werden sie nur noch dämmerungsabhängig und mit verkürzter Laufzeit eingeschaltet. Die allgemeine Beleuchtung in den Centern werde reduziert, insbesondere während der Schließzeiten.
In der Hauptstadt geht das Licht aus: Seit Ende Juli gewöhnen sich die Berliner Zug um Zug an die neue Situation. Damals hatte die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz entschieden, 200 öffentliche Gebäude nachts nicht mehr zu beleuchten. Dazu zählen die Siegessäule und die Gedächtniskirche.
Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) brachte zusätzlich sogar das Brandenburger Tor und das Rote Rathaus ins Spiel. Und Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos) schloss jüngst nicht aus, die Beleuchtung bei den Weihnachtsmärkten herunterzufahren.
Smarte Laternen
Auch die Straßenbeleuchtung könnte in ihrer gewohnten Form bald zur Diskussion stehen. Im Volkspark Hasenheide ist ein Pilotprojekt geplant, bei dem Laternen mit Sensoren die Beleuchtung steuern können. Soll heißen: Die Laterne leuchtet nur, wenn jemand vorbeikommt. Das spart Energie. Ein solches Testprojekt läuft seit dem Jahr 2016 mit den Laternen auf dem Bundesplatz.
Bislang steht der smarten Straßenbeleuchtung besonders ein Hindernis im Weg: die hohe Zahl an dauerleuchtenden Gaslaternen. Die meisten davon lassen sich nicht regulieren, weil der Schaltmechanismus nicht im Betrieb ist. Der Anteil an LED-Leuchten liegt laut einem Bericht von rbb24 bei gerade mal 25 Prozent.
Kunstvoll beleuchtet
Auch das „Festival Of Lights“ (7. bis 16. Oktober) bleibt von der Entwicklung nicht unberührt. Die Initiatoren des beliebten Events kündigten an, Strom sparen zu wollen und das Programm entsprechend anzupassen.
„Der sparsame und nachhaltige Umgang mit Energie war uns schon immer ein großes Anliegen“, teilen die Veranstalter mit. „Deshalb verwenden wir seit Jahren ausschließlich regenerativ erzeugten Strom.“
In diesem Jahr reiche das allein aber nicht aus. Im Vergleich zu den Vorjahren soll mindestens 50 Prozent des Strombedarfs eingespart werden. Weitere Maßnahmen seien in Planung
„Sicher ist, dass es innerhalb Berlins ausgewählte Orte mit Inszenierungen geben wird“, so die Veranstalter. „Weniger als in den Vorjahren, jedoch mit mehr künstlerischen Beiträgen.“ Die tägliche Dauer des Festivals wird um eine Stunde reduziert. Die Inszenierungen enden also statt um Mitternacht bereits um 23 Uhr.
Weitere Einzelheiten und das detaillierte Programm gsoll etwa eine Woche vor Festival-Beginn bekanntgegeben werden.
Text: Nils Michaelis