Jugendmuseum Tempelhof-Schöneberg
Der "Forschungs-, Arbeits- und Chillraum" des Jugendmuseums in Tempelhof-Schöneberg. Foto: Sascha Uhlig

Ein Museum zum Mitmachen, das ist das Jugendmuseum in der sogenannten „Millionenvilla“ im Stadtteil Schöneberg. Die hat zwar schon über 125 Jahre auf dem Buckel, doch innen geht es alles andere als altbacken zu. Denn die Ausstellungen des Museums befinden sich stets im Wandel, ganz genau wie die Jugend selbst.

Nicht nur konsumieren, sondern auch selbst kreativ tätig werden, das ist die Maxime des Jugendmuseums Tempelhof-Schöneberg. Es lädt dazu ein, sich mit den Themen und Dingen, die die Jugendlichen alltäglich beschäftigen, tiefer auseinandersetzen und ihre eigene Lebensgeschichte und die anderer begreifbar machen – und bietet auch zahlreiche Möglichkeiten dazu.


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“Wir wollen viel partizipativer als andere Museen arbeiten”, erklärt Jessica Fritz, die für die pädagogische und künstlerische Leitung des Jugendmuseums verantwortlich zeichnet. “Wir wollen ein Museum sein, das für Jugendliche da ist, aber auch von und mit Jugendlichen gemacht wird.” Ein Blick in die aktuelle „Hey, was geht?”-Ausstellung rund um das Thema Demokratie zeigt, wie das gelingen kann: An jeder Ecke wimmelt es vor “Mach Mit!”-Schildern. Jugendliche können hier ihren Input geben, Songs aufnehmen, miteinander ins Gespräch kommen, Themen für die Zukunft vorschlagen und vieles mehr. Und diesem Aufruf wird auch eifrig nachgegangen.

Auch das kann ein Museum sein!

Doch wie bekommt man Jugendliche heutzutage überhaupt noch ins Museum? “Wir kooperieren stark mit den Schulen und Lehrer*innen, da kennt man uns und unsere Angebote. Natürlich besonders in Tempelhof und Schöneberg, aber auch darüber hinaus”, erklärt Fritz und gibt zu: ‘“Manchmal kommen die Schüler*innen nicht gerade mit der größten Lust zu uns. Aber ich erlebe es oft, dass sie am Ende begeistert sind und meinen: ‘Ach, so kann ein Museum also auch sein!’”

Jessica Fritz vom Jugendmuseum Tempelhof-Schöneberg. Foto: Sascha Uhlig

Denn während Themengebiete wie Demokratie, Migration oder geschlechtliche Vielfalt  im klassischen Schulunterricht eher theoretisch oder gar spröde abgehandelt werden, bietet das Jugendmuseum einen so kreativen wie anregenden Zugang dazu. “Wir schauen immer, was die Jugendlichen beschäftigt und interessiert. Natürlich greifen wir auch oft Themen auf, die ohnehin Teil der Lehrpläne sind, daher kann ein Besuch bei uns im Museum von den Lehrer*innen gut integriert werden und der Unterricht wird etwas praxisnaher”, erklärt Fritz, die Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaften in Trier und Berlin studierte.

“Unser museumspädagogisches Team besteht aus etwa 25 Leuten, die leiten dann die Workshops. Die sind auch nicht wie in der Schule, sondern machen halt Spaß. Wir versuchen immer wieder neue und kreative Wege zu finden, wie man sich den Themen nähern kann. So wie Rassismus, Gleichberechtigung, Diskriminierung und Mobbing. Aber auch Klimawandel, Umweltzerstörung oder Tierschutz, all diese Themen sind für Jugendliche wahnsinnig interessant.”

In die Leben anderer eintauchen

Während das Erdgeschoss der Villa vielmehr eine “eine Art Forschungs-, Arbeits- und Chillraum” statt klassisches Museum ist, wie Fritz erklärt, befindet sich in der ersten Etage die “Villa Global”. Für diese haben echte Menschen ihre Geschichten preisgegeben und bei der Ausgestaltung der insgesamt 14 Räume aktiv mitgewirkt. Ihre Beteiligung gibt den Räumen Authentizität und Tiefe, sie lassen den Besuchern die Migration und Vielfalt in Berlin noch einmal neu verstehen.

Einer von ihnen ist der in Israel geborene Musiker, YouTuber und Autor Ben Salomo. In der “Villa Global” können Jugendliche in seinem alten Jugendzimmer sitzen und in Salomos Leben als Jugendlicher eintauchen. Sie können erleben, wie er seine Jugend zwischen Hausaufgaben und HipHop, Stereoanlage und Shisha verbrachte. An den Wänden sind kleine Zitate der Bewohner zu finden, sie spiegeln ihre Gedanken wider. Sie reichen von kleinen Wünschen bis hin zu großen Träumen, zeigen die Vielfalt der Menschen in Berlin – und ihre Gemeinsamkeiten!

Zur Info: Museumssonntag in Berlin

Zwar ist der Eintritt im Jugendmuseum Tempelhof-Schöneberg ohnehin kostenlos, jedoch weisen wir an dieser Stelle gerne auf den Museumssonntag in Berlin hin. Denn jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt in fast allen Museen der Hauptstadt frei. Weitere Infos und alle teilnehmenden Museen lassen sich online finden. Der nächste Museums­sonntag ist am 7. August 2022.

Auf einen Blick

Adresse
Hauptstraße 40/42
10827 Berlin

Internet
Website Jugendmuseum
Instagram

Öffnungszeiten
Samstag bis Donnerstag 14 – 18 Uhr
Freitag 9 – 14 Uhr

Eintritt
Eintritt frei

Text und Fotos: Sascha Uhlig