Anwohnerparkausweise sollen in Berlin künftig 120 Euro im Jahr kosten. Die Deutsche Umwelthilfe fordert einen viel höheren Preis.
Das Leben als Autofahrer in der Großstadt kann so schön sein. Man beantragt einen Anwohnerparkausweis und kann seinen Wagen bequem vor der Haustür abstellen.
Und das zu einem Preis, der sich im symbolischen Bereich bewegt. Mit rund zehn Euro pro Jahr ist ein Anwohnerparkausweis in Berlin spottbillig.
Das soll sich ändern. Der rot-grün-rote Senat will den Tarif auf 120 Euro erhöhen und damit in etwa verzwölffachen. Bis Ende kommenden Jahres soll die Änderung umgesetzt sein. Derzeit werden noch Vorarbeiten geleistet. Wie die Zeitung „B.Z.“ berichtet, soll die Erhöhung ein Einstieg in die Finanzierung von Bus und Bahn durch Autofahrer sein.
Ein Euro pro Tag
Längst gibt es Stimmen, die weitaus höhere Preise für Anwohnerparkausweise fordern. Zum Beispiel die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Sie setzt sich für einen Preis von mindestens einem Euro pro Tag beziehungsweise mindestens 360 Euro im Jahr ein. Nicht nur in Berlin, sondern in allen deutschen Städten. Selbst in München ist Anwohnerparken mit 30 Euro jährlich noch immer vergleichsweise günstig.
„Für besonders große Fahrzeuge sollten deutlich höhere Gebühren fällig werden als für Kleinwagen “, so die DUH, die die Regelungen in verschiedenen deutschen Städten unter die Lupe genommen hat. Vorbildlich sei die Freiburg. Dort ist eine durchschnittliche Gebühr in Höhe von 360 Euro pro Jahr üblich. Für besonders große SUVs und Pick-ups würden dort 480 Euro fällig.
Höherer Tarif für große Autos
Auch Tübingen habe eine „vorbildliche Regelung“ getroffen und verlange für besonders schwere „Stadtpanzer“, die mehr als 1,8 Tonnen wiegen, eine um 50 Prozent höhere Jahresgebühr als für Kleinwagen.
Bleibt nur die Frage: Was bringt die geplante Verteuerung von Anwohnerparkausweisen, um die Parkplatzsituation zu entschärfen beziehungsweise die Zahl der Autos in der Berliner Innenstadt zu reduzieren, wie es vor allem die Grünen fordern?
Eine Straßenumfrage in Kreuzberg und Mitte ergibt ein gemischtes Bild. „Ein Euro pro Tag fürs Parken vor der Haustür wäre fast noch in Ordnung“, sagt eine Anwohnerin in der Kreuzberger Kommandantenstraße. Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen. Die Aussicht, dass jeder einen Parkplatz in der nahen Umgebung findet, sei reizvoll. Noch gibt es in ihrer Straße allerdings keine Anwohnerparkzone.
Mehr Parkplätze
Wenige Meter entfernt in der Stallschreiberstraße hingegen schon. Andrej Bereben sieht steigende Parkkosten kritisch, nicht aber aus finanziellen Gründen. „Wer das Parken verteuert, müsste mehr Parkplätze schaffen, aber davon ist ja keine Rede“, sagt er.
Und weiter: „Für eine Lösung der Parkplatznot oder um weniger Autos im Kiez zu haben, bringt all das überhaupt nichts. Wegen höherer Preise für Anwohnerparkausweise wird garantiert niemand auf sein Auto verzichten.“
Text: Nils Michaelis