Bild: Anke Leonhard
Ein Motiv in der Reihe "Du bist am Zug". Bilder: Promo/Anke Leonhard

Im Juli und August 2022 werden in Kooperation mit der Wall GmbH und dem URBAN NATION Museum 1.500 Plätze auf City-Light Plakaten in Berlin verlost, die von den Menschen in der Stadt frei gestaltet und in ganz Berlin präsentiert werden.

„Du bist am Zug“ heißt das kunstwissenschaftliche Projekt, bei dem kreative Beiträge Berliner Bürger im öffentlichen Raum zu sehen sind und eine Art „Instagram“ im Berliner Straßenbild bilden werden.

„Was die Stadt einzigartig macht, sind die Menschen, die in ihr leben und sich in ihr aufhalten. Im öffentlichen Raum erfährt man jedoch kaum etwas über die Menschen in der Stadt“, heißt es in der Mitteilung zu dem Projekt. City-Light Poster sind Plakatflächen, die die Berliner von den Glasrückwänden an BVG-Bushaltestellen kennen. 

Der öffentliche Raum zeige uns Marken, Werbung, manchmal auch Werke berühmter Kunstschaffender. Die meisten Menschen aber bleiben unsichtbar. Mit dem Projekt  „Du bist am Zug“ soll Bürgern die Möglichkeit gegeben werden, sich mitzuteilen. Die Teilnehmenden können die Form ihres Beitrages frei wählen.

Zugelassen sind Fotos, Gedanken, Gedichte, Witze, Sprüche, Zeichnungen oder Bilder. Ausgeschlossen sind Beiträge, die zu Hetze, Gewalt und anderen rechtswidrigen Äußerungen aufrufen, sowie Werbung jeglicher Art. In Zweifelsfällen wird ein Gremium über die Zulässigkeit eines Beitrags entscheiden.

Die Idee dahinter

Der Initiator Tim Schnetgöke ist als Fotograf immer wieder davon fasziniert, welchen Aufwand manche Menschen betreiben und welche Risiken sie eingehen, um in der Stadt sichtbar zu werden, ohne dass sie einen finanziellen Nutzen davon erwarten können.

Warum es keine Themenvorgaben bei dem Projekt gibt, beschreibt er aus einer eigenen Erfahrung aus dem Studium: „Ausschlaggebend war ein Seminar mit völlig freier Themenwahl. Das war sehr ungewöhnlich, hatte aber zufolge, dass die Studierenden ihre Referate darüber gehalten haben, was sie wirklich begeistert hat und diese Begeisterung war oft ansteckend. Diese Erinnerung daran hat dazu geführt, dass ich bei „Du bist am Zug“ die Themenwahl den Teilnehmenden überlassen möchte“.

Mit-Initiatorin Katya Assaf- Zakharov findet, dass „Kreativität einen neuen juristischen Rahmen braucht: Neben dem Urheberrecht, das sich am kommerziellen Erfolg orientiert, sollte mehr Raum geschaffen werden, um sich zu äußern und wahrgenommen zu werden“. Die Rechtswisssenschaftlerin ergänzt: „Die interessantesten Geschichten hört man oft nicht, wenn man Fragen stellt, sondern wenn man schweigt und wartet, was einem erzählt wird“.

Der Projektplan

Bis zum 5. Juni können die Beiträge auf der Webseite https://dubistamzug.net hochgeladen werden. Teilnehmen können alle, die sich aktuell in Berlin befinden. Auch Beiträge von Kindern sind willkommen, Eltern können die Beiträge in ihrem Namen einreichen.

Benn Wallace
Bild: Ben Wallace

Zufall entscheidet

Sollten mehr als 1.500 Beiträge auf der Webseite hochgeladen werden, entscheidet ein Zufallsgenerator, welche Einsendungen zwischen dem 5. Juli und 31. August 2022 an verschiedenen Orten auf Plakatwänden in Berlin gezeigt werden. „Wir sind ganz zufrieden mit der Lösung mit dem Zufallsprinzip. Es geht ja nicht um Geschmack und Ästhetik, sondern um die Aussagen der Menschen, die ihre Motive zeigen wollen“, sagt Tim Schnetgöcke.

Die Finanzierung zum Druck der Plakate hat die Hebrew University Jerusalem unterstützt. „Die Wall AG sponsert das Projekt mit der Bereitsstellung der Posterplätze“, sagt Schnetgöcke. Besonderer Zusatzreiz an der Aktion: „Die jeweiligen Plätze der Motive werden nicht festgelegt. Der Zufall entscheidet, welches Poster wo platziert wird. Wir hoffen darauf, dass sich die Berliner bei dieser Art von Motivsuche beteiligen und dann via Instagram, Facebook und Twitter Hinweise mit den Plakatorten verraten“, so Schnetgöcke, der ein eigenes Lieblingsmotiuv zu den bisher eingegangen Plakatversionen nicht nennen kann. „Mansieht grundsätzlich, dass die Leute sich sehr Mühe geben, um sich mit etwas selbst Geschaffenem im öffentlichen Raum präsentieren zu können“, sagt der Fotograf-

Text: red, Stefan Bartylla