Anfang April hatte ein Ulmer Busunternehmen die Fahrten auf insgesamt 16 Buslinien im Auftrag der BVG übernommen. Fahrgäste der Linien 124 und 133 berichteten von ausgefallenen Fahrten, Bussen ohne Linienanzeige oder Haltewunsch-Knöpfen. Bild: IMAGO/Jürgen Ritter
Anfang April hatte ein Ulmer Busunternehmen die Fahrten auf insgesamt 16 Buslinien im Auftrag der BVG übernommen. Fahrgäste der Linien 124 und 133 berichteten von ausgefallenen Fahrten, Bussen ohne Linienanzeige oder Haltewunsch-Knöpfen. Bild: IMAGO/Jürgen Ritter

Vor einigen Wochen hat ein externes Unternehmen die BVG-Buslinien 124 und 133 übernommen. Dabei ging anfangs einiges schief. Fahrgäste ärgerten sich über ausgefallene oder verspätete Busse. Das Chaos hat jetzt ein Nachspiel.

Anfang April hatte ein Ulmer Busunternehmen die Fahrten auf insgesamt 16 Buslinien im Auftrag der BVG übernommen. Fahrgäste der durch Tegel und Heiligensee führenden Linien 124 und 133 berichteten von ausgefallenen Fahrten, Bussen ohne Linienanzeige oder Haltewunsch-Knöpfen. Zudem wurden zum Teil sehr alte Busse eingesetzt. Und das Fahrpersonal besaß oftmals keine ausreichende Streckenkenntnis.

Kritik kommt jetzt von der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz. Sie wirft der BVG vor, die Vergabe der Linien 124 und 133 unzureichend vorbereitet zu haben.

Mängel bei der Ausschreibung

„Das grundlegende Problem dürfte die nicht vorrausschauende und daher nicht rechtzeitig durchgeführte Ausschreibung der BVG sein, die ausreichend Zeit zwischen dem Zeitpunkt der Vergabe und der Betriebsaufnahme hätte sicherstellen müssen“, antwortete die Behörde auf eine parlamentarische Anfrage des Wahlkreisabgeordneten Stephan Schmidt (CDU).

„Den Anbietern blieb nach der Bezuschlagung nur sechs Wochen Vorbereitung, was nicht ausreicht, um Fahrzeuge mit den durch das Land Berlin vorgegebenen und mit der BVG im Verkehrsvertrag vereinbarten Merkmalen – wie zum Beispiel Fahrgastinformation, Barrierefreiheit oder Abgasstandards – zu beschaffen“, so die Senatsverwaltung.

Niedrigere Standards

Im Wissen um die nicht kurzfristig verfügbaren Fahrzeuge habe die BVG offenbar bereits mit der Ausschreibung für einen monatelangen Zeitraum niedrigere Standards akzeptiert, welche nicht den verkehrsvertraglichen Vorgaben des Landes entsprechen. Die Senatsverwaltung sei darüber nicht vorab informiert worden.

Nach Bekanntwerden der ersten Probleme habe die Senatsverwaltung von der BVG die Wiederherstellung des vertragsgemäßen Zustands gefordert und erwartet derzeit eine detaillierte Darstellung der Abhilfemaßnahmen und der entsprechenden Zeitpläne. „Darauf aufbauend wird über Abzüge wegen Leistungsmangel zu entscheiden sein“, so die Senatsverwaltung.

Stabiler Busverkehr

Die Betriebsleitstelle Omnibus habe regelnd eingegriffen und unterstützendes Personal aus der BVG für den Betriebsablauf auf den Linien zur Verfügung gestellt. Seit der zweiten Aprilwoche würden die Linien „stabil verkehren“. Seitdem sind dort auch wieder gelbe BVG-Busse unterwegs, die das Subunternehmen angemietet hat.

Auch die BVG hatte seinerzeit den Zustand der Busse beklagt, rechtlich aber keinen Grund zur Beanstandung gesehen. „Auch alle zuletzt eingesetzten Fahrzeuge entsprechen den rechtlichen Vorgaben“, so ein Sprecher. Der gewohnte BVG-Standard liege aber höher.

Image beschädigt

„Dass bei einer Übernahme durch einen Subunternehmer nicht immer alles reibungslos verlaufen kann, ist wahrscheinlich jedem klar“, so Schmidt. „Wenn jedoch trotz strenger Auflagen eine solche Vielzahl an Problemen auftritt, ist das nicht akzeptabel.“ Das Image der BVG hat gelitten, dessen sei sich wohl auch der Senat bewusst und werde laut eigener Aussage weitere Schritte einleiten.

Schmidt: „Nur durch die lückenlose Aufarbeitung der Thematik und die
Wiederherstellung der Vorgaben im Verkehrsvertrag kann in Zukunft ein solches Szenario, wie wir es in Heiligensee und Tegel erlebt haben, verhindert werden.“

Die Buslinie 124 verkehrt von Buchholz-West (Bezirk Pankow) über Tegel bis zur Endhaltestelle Alt-Heiligensee (Bezirk Reinickendorf). Die Busse der Linie 133 sind zwischen Alt-Heiligensee und dem U-Bahnhof Haselhorst in Spandau unterwegs.

Text: Nils Michaelis