Tram

Die Marggraffbrücke muss neu gebaut werden. Ironie der Planungen: Der bis dato entworfene Neubau wird genau die neue Straßenbahnstrecke nicht aufnehmen können, für die er eigentlich geplant war. Ab dem Jahr 2035 sollten Straßenbahnen vom Potsdamer Platz über die Sonnenallee bis nach Schöneweide hier den Britzer Verbindungskanal queren.

Davon waren die Nachbarn im Stadtteil Baumschulenweg zumindest ausgegangen. Die böse Panne, die nun aufflog: Das für den Bau verantwortliche Wasserstraßen-Neubauamt soll die Information zur Tram-Integration vom Senat schlichtweg nicht erhalten haben.

Am vergangenen Wochenende protestierten Nachbarn, Politiker und Vertreter des Berliner Fahrgastverbandes Igeb vor Ort für eine Intervention des Senats beim bundeseigenen Wasserstraßen-Neubauamt.

„Wir fordern einen sofortigen Stopp der Ausschreibungsvorbereitungen und eine Neuplanung“, fasste Katalin Gennburg, Abgeordnete der Linken die Forderungen der Demonstranten zusammen. Solange der Neubau nicht an den Bedürfnissen der Berliner ausgerichtet sei, sollte auch von Berliner Seite kein finanzieller Beitrag zum Bau der neuen Brücke geleistet werden.

Dringender Bedarf

Die Straßenbahnstrecke über die Marggraffbrücke ist seit 2019 Teil des ÖPNV-Bedarfsplans des Landes Berlin.

Die aktuelle bestehende Brücke leidet unter Betonkrebs und Korrosion und muss noch in diesem Sommer abgerissen werden. Seit dem Jahr 2015  sei das Wasserstraßen-Neubauamt mit der Planung des Neubaus beschäftigt.

In der Berliner Landespolitik herrscht seit Jahren parteiübergreifend Konsens, dass der Ausbau des Straßenbahnnetzes auch an dieser Stelle dringend notwendig ist. Hier könne leistungsfähig, vergleichsweise schnell und kostengünstig der ÖPNV im Stadtteil Baumschulenstraße erschlossen und bereitgestellt werden. 

Keine Alternativen

Alternative Routen, z.B. über die Südostallee hinweg, würden hingegen in weitem Bogen um den Stadtteil herumführen und seien für die Menschen wertlos, die dort wohnen. Sie würden weiterhin mit wenigen Bussen vorlieb nehmen müssen, die durch die Straßenbahn ersetzt oder entlastet werden sollten.

Berliner Zuschuss Stoppen

“Die Menschen in Baumschulenweg brauchen diese Straßenbahnlinie und deswegen muss sie auch kommen. Berlin muss für einen sofortigen Stopp der Fehlplanungen des Bundes sorgen, die an den Bedarfen der Berliner:innen vorbei vom Bund geplant wurde. Es kann nicht sein, dass Berlin hier auch nur einen Cent zuschießt“, erläuterte Gennburg die Forderungsdetails. Ob es Zufall oder absicht war, dass die Tram-Planungen nicht beim Brückenbau berücksichtigt wurden, könne sie nicht einschätzen. „Wichtig ist doch, dass dieser Fehler korrigiert werden muss“, so Katalin Gennburg.

Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (B´90 / Die Grünen) gibt sich dazu wenig optimistisch. „Realistisch gesehen, sehe ich für entscheidende Änderungen derzeit wenig Spielraum“, so die Senatorin im Interview mit dem RBB am vergangenen Freitag.

„Gespräche mit dem Wasserstraßen-Neubauamt (WNA) hätten aber am Montag ergeben, dass eine künftige Trassenführung einer Strßenbahn über die Marggraffbrücke mit wenig zusätzlichem Aufwand möglich wäre», so die Verkehrsverwaltung. «Ein Kfz-Streifen pro Richtung würde in diesem Fall für Straßenbahngleise entfallen, es verbleiben aber noch jeweils zwei Kfz-Spuren, so dass auch dies kein Hindernis darstellen würde.»
 
 
Nachdem das Abstimmungsversäumnis mit dem Bund klar geworden sei, habe die Verkehrsverwaltung sofort das Gespräch mit dem Wasserstraßen-Neubauamt aufgenommen. „Mit positivem Ergebnis: Auch über die neue Marggraffbrücke kann eine Straßenbahn führen», teilte Bettina Jarasch inzwischen mit. Ob das so sein werde, hänge aber auch von der Entscheidung ab, welche Trassenführung die beste ist für die Verbindung von Schöneweide zum Potsdamer Platz sei. Entsprechenden Untersuchungen würden im vorgesehenen Zeitrahmen durchgeführt. „Es bleibt bei der geplanten Realisierung der Strecke bis zum Jahr 2035“, so Jarasch.

 

Text: ylla/Red, Bild: privat