Wicke

Viel Herzblut, Leidenschaft und Kreativität steckt in Bau und Planung des Abenteuerspielplatzes „Wicke“, der seit 1992 auf einer Grünfläche in der Nähe der Straßenbahnendhaltestelle der M8 im hohen Berliner Nordosten Kinder und Jugendliche aus der Nachbarschaft einlädt. Eine Regelfinanzierung für diese Jugendarbeit, die hier in hunderten von Projekten stattfand, hat es in all den Jahren aber nie gegeben.

Auch in den beiden kommenden Haushaltsjahren werden sich die Verantwortlichen der Spielplatzinitiative Marzahn e. V. erneut von Projekttopf zu Projekttopf hangeln müssen. Der Platz selbst mit seinem futuristischen Lehmbau, der riesigen Holzrakete, der Windmühle, dem Karrussel und der Holz-Lok gehört dem Straßen- und Grünflächenamt, wird auch nicht mit Haushaltsmitteln aus diesem Ressort finanziert. Die tolle Jugendarbeit, die hier mit den Kinder seit vielen Jahren erfolgreich umgesetzt wird, wird vom Bezirk nur in Projektphasen finanziell unterstützt.

Viele Unsicherheiten

„Klar: Gerade in den Anfangszeiten haben wir regelmäßig Hilfestellungen bekommen, als uns  beispielsweise das Geld ausging, weil wir neue Auflagen wie behindertengerechte Toilette, Notausgänge mit Feuertreppe etc. erfüllen mussten. Eine kontinuierliche finanzielle Unterstützung für unsere Arbeit mit den Jugendlichen haben wir vom Bezirk aber nie bekommen“, so Matthias Bielor, Vorsitzender des Vereins. Bielor möchte im kommenden Jahr seinen Posten in jüngere Hände unter gesicherteren Umständen geben. Auch in Zukunft sollen Mädchen und Jungen hier gemeinsam spielen, bauen, Auseinandersetzungen austragen, beobachten und die Natur erleben.

Schlechte Finanzierungslage

Die Voraussetzungen dafür sind aber alles andere als optimal: Die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter, das immer wieder bei den Personalkosten half, wurde seit dem Jahr 2017 nicht verlängert, das Fördergebiet des Städtebauprogramms „Soziale Stadt“ gibt es seit 2020 im Ortsteil Marzahn-Nord/West nicht mehr und auch der Kampf zur Einstufung eines „sozialpädagogisch betreuten Abenteuerspielplatzes“ ist für die kommenden zwei Jahre erneut verloren.

„Für jede neuen Haushaltsperiode haben wir beim Jugendamt in den vergangenen Jahren fundierte Anträge gestellt. Geld gab‘s für unsere Arbeit nie, nicht einmal eine schriftliche Ablehnung haben wir bekommen“, sagt Bielor, der sich ganz aktuell große Hoffnungen auf eine geregelte Perspektive für den beliebten Abenteuerspielplatz gemacht hatte.

Wenigstens ein kleiner Betrag zur Deckung der Betriebskosten hatte sich der Verein erhofft. Die dafür entscheidende Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 15. Dezember brachte aber erneut die große Enttäuschung: Kein Geld für die Wicke vom Jugendamt. Die Begründung dafür war nicht neu: Es gibt nicht genügend Mittel, um neue Projekte ins Budget aufzunehmen und der Stadtteil Nord/West bekomme ohnehin bereits mehr finanzielle Zuwendungen, als ihm statistisch zustehe. Zudem gäbe es bereits einen Abenteuerspielplatz ganz in der Nähe – den Westplatz auf der Grenze zu Lichtenberg. Ein Platz, der ebenfalls von der Spielplatzinitiative betrieben wird.

Erste Aktion im neuen Jahr

Am 15. Januar wird „Die Wicke“ nun wieder unter Einhaltung der 3G-Bestimmungen öffnen. „Wir wollen allen Besuchern zeigen, was der Bezirk seit Jahren vernachlässigt. Es wird sich das Kinderkarussell drehen, am Lagerfeuer gibt’s Stockbrot und russische Weisen mit Akkordeon- und Gitarrenmusik“, kündigt Matthias Bielor an.  Die Spätaussiedler aus der Nachbarschaft werden das „Alte Neujahr“ nach dem gregorianischen Kalender feiern und es wird Kunst-Performance zum Thema Umweltschutz, Meeresverschmutzung geben. „Und  unser legendärer Käsekuchen, Grillwürste und Getränke werden nicht fehlen“, sagt Bielor, der erneut ins Gespräch mit Politikern und anderen Verantwortlichen kommen will, um dem tollen Projekt im Marzahner Nordn eine sichere Zukunft geben zu können. Mit einem guten Nachfolger und einer stabilen Finanzierung.

Spielplatzinitiative

Text: Stefan Bartylla, Bild: Spielplatzinitiative Marzahn / Facebook