In den vergangenen Wochen ist um das Nachbarschaftshaus Karlsgartenstraße 6 im Neuköllner Schillerkiez eine öffentliche Diskussion entbrannt. Das Bezirksamt Neukölln nimmt Stellung.
„Es liegt der Vorwurf im Raum, das Nachbarschaftshaus solle zum Jahresende 2021 geschlossen und damit jahrelang gewachsene Angebote und Strukturen zivilgesellschaftlicher Initiativen beendet werden“, heißt es aus dem Bezirksamt Neukölln. „Tatsächlich steht jedoch zunächst nur ein Trägerwechsel an.“
Der bisherige Träger Vielfalt e.V. habe aus unterschiedlichen Gründen den Nutzungsvertrag nicht über den 31. Dezember hinaus verlängern wollen und den Rückzug aus dem Standort zu diesem Zeitpunkt gegenüber dem Bezirksamt vermittelt. Am 1. Januar werde der für Bildung zweckgebundene Standort in der Karlsgartenstraße 6, also das Nachbarschaftshaus, dem Bezirk übergeben.
Fahrplan für die nächste Zukunft
Bezirksstadträtin Karin Korte (SPD) und weitere Vertreter des Bezirks hätten sich mit Vereinen und Initiativen auf einen Fahrplan für die nächste Zukunft verständigt. Demnach sollen die Initiativen und Vereine, die im Nachbarschaftshaus mit Programm- und Beratungsangeboten vertreten sind, für eine Übergangszeit weiterhin die Räume nutzen dürfen. Der Standort selbst soll aber perspektivisch im Rahmen einer Mehrfachnutzung von der Volkshochschule und den Initiativen und Vereinen genutzt werden.
Zielsei es, dort die Bildungs- und Einstufungsberatungen anzusiedeln und damit einem im Erwachsenenbildungsgesetzes formulierten Beratungsauftrag nachzukommen. „Die bisherige Situation der Bildungs- und Einstufungsberatung kann mit den geforderten Ansprüchen an die Qualität für die Kunden am bisherigen Ort nicht realisiert werden“, so das Bezirksamt.
Bürger können sich einbringen
Gleichzeitig sollen die dort engagierten Vereine und Initiativen mit ihrem Fokus der niedrigschwelligen Einbeziehung sehr unterschiedlicher Bürger eine Möglichkeit finden, sich hier ebenfalls weiterhin einzubringen, sodass künftig nicht nur der Standort selbst gemeinsam genutzt, sondern auch gemeinsame Angebote zwischen der VHS und der Zivilgesellschaft entstehen.
Die Öffnung der Räumlichkeiten gehe dabei in beide Richtungen – auch das danebenliegende Gebäude – die größte Lehrstätte der Volkshochschule, das Kurt-Löwenstein-Haus, öffne sich gegenüber dem Schillerkiez. So sollen die Aufenthaltsqualität des Hauses in mehreren Teilschritten durch Baumaßnahmen deutlich erhöht und Angebote geschaffen werden, die kursunabhängig genutzt werden können.
Gemeinsam ein Modell entwickeln
Bis zum Abschluss der notwendigen Umbauarbeiten für die Mehrfachnutzung des Nachbarschaftshauses durch die VHS und die Initiativen strebt das Bezirksamt eine befristete Zwischenlösung mit den vor Ort befindlichen Vereinen und Initiativen an, sodass es für die erste Jahreshälfte eine Beständigkeit gebe. In diesem Zeitraum werden die Nutzer und das Bezirksamt gemeinsam ein Modell für die Zukunft entwickeln.
Volkshochschuldirektor Uwe Krzewina: „Die Volkshochschule und die im Nachbarschaftshaus tätigen Vereine und Initiativen haben das gleiche Ziel: Die Verbesserung der Lebensqualität im Schillerkiez, die Schaffung von Teilhabemöglichkeiten für die Bewohner, die Verringerung von Bildungsbenachteiligungen und die Ermöglichung von Begegnungen und Austausch.“
Teilhabe stärken
Korte: „Das Bezirksamt Neukölln fördert seit vielen Jahren verschiedenste Maßnahmen, die die gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen im Bezirk stärken. Der Rückzug des Trägervereins Vielfalt e.V. aus dem Nachbarschaftshaus Karlsgartenstraße schafft nun die Möglichkeit, aus einem Nebeneinander von Nachbarschaftshaus und Volkshochschule ein Miteinander zu gestalten.“
Text: red, Symbolbild: IMAGO/Horst Rudel