Die Flucht vor den Taliban führte sie nach Berlin: Eine Familie aus Afghanistan hat Zuflucht in Steglitz-Zehlendorf gefunden. Weitere sollen folgen.
Dramatische Szenen spielen sich derzeit am Flughafen von Afghanistans Hauptstadt Kabul ab. Tausende Menschen harren dort aus, um nicht den radikalislamischen Taliban in die Hände zu fallen. Darunter sind viele Ortskräfte: Zivilisten, die während des jüngst beendeten Militäreinsatzes beispielsweise die Bundeswehr als Dolmetscher oder in anderer Funktion unterstützt haben. Zug um Zug werden sie ins Ausland ausgeflogen.
In Steglitz-Zehlendorf sind jetzt die ersten Ortskräfte eingetroffen. Laut dem Willkommensbündnis für Flüchtlinge
Steglitz-Zehlendorf handelt es sich um eine Familie mit bis zu vier Kindern. Sie lebt nun in einer der insgesamt acht Unterkünften für Geflüchtete im Bezirk. Weitere 23 Plätze stehen dort für Menschen aus Afghanistan zur Verfügung.
Afghanische Kinder sollen bald zur Schule gehen
„Die Menschen sind gut versorgt und die bürokratischen Dinge laufen optimal“, sagt Günther Schulze vom Willkommensbündnis. Den afghanischen Kindern würde schon bald der Schulbesuch ermöglicht. „Jetzt geht es aber erst einmal darum, dass die Menschen zur Ruhe kommen.“ Sachspenden, insbesondere für Kinder, seien gefragt. Wer Spielzeug, Bücher, Gesellschaftsspiele, Puppen oder auch Nähmaschinen und Regale abgeben möchte, kann sich per E-Mail beim Willkommensbündnis melden:
sachspenden@wikobuesz.berlin
Um möglichst vielen Menschen helfen zu können, fordert das Willkommensbündnis für
Flüchtlinge in Steglitz-Zehlendorf die Verantwortlichen auf, umgehend und ohne bürokratische Hindernisse eine „effektiv funktionierende Luftbrücke“ zu schaffen. Darüber hinaus müsse Berlin unverzüglich ein eigenes
Landesaufnahmeprogramm beschließen, damit afghanische Staatsangehörige, die bereits hier leben, Angehörige nachholen können.
Senatorin Breitenbach fordert Hilfsaktion für Afghanen
Das Land Berlin bereitet unterdessen ein Aufnahmeprogramm für afghanische Geflüchtete vor. Dieses wird für ehemalige Ortskräfte, ihre Familien und weitere von den Taliban bedrohte Personenkreise gelten, betonte Innensenator Andreas Geisel (SPD) in einer am Donnerstag verbreiteten Erklärung. Demnach sollen unter anderem folgende Gruppen berücksichtigt werden: Familienangehörige der Ortskräfte, einheimische Helfer der Alliierten, Journalistinnen und Journalistinnen sowie Frauenrechtlerinnen.
Geisel „Wir brauchen jetzt eine gemeinsame Kraftanstrengung für die Menschen in Not. Dazu müssen wir uns eng mit anderen Ländern und dem Bund abstimmen. Berlin muss vorbereitet sein auf die weitere Entwicklung in Afghanistan, die über die akute Hilfe hinausgeht.“ Laut Elke Breitenbach (Die Linke), Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, sind in den Unterkünften des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) derzeit bis zu 1300 Plätze verfügbar.
Weitere Informationen zum Willkommensbündnis für Flüchtlinge in Steglitz-Zehlendorf gibt es online.
Datum: 20. August 2021, Text: Nils Michaelis, Symbolbild: IMAGO/Zuma Press