Die Heidekrautbahn im Nordosten Berlins soll reaktiviert werden. Corona beschert dem Projekt einen holprigen Start.
Es ist ein Bahnprojekt, das vielen Berlinern und Brandenburgern nützen wird: Die Heidekrautbahn im Nordosten der Hauptstadt-Region soll reaktiviert werden. Wie früher sollen Pendler und Ausflügler von Berlin-Wilhelmsruh direkt nach Schildow, Mühlenbeck, Basdorf, Wandlitz und weiter fahren können.
Die Corona-Pandemie und andere Schwierigkeiten bescheren dem Projekt allerdings einen holprigen Start. Zwar hieß es noch Ende Januar beim Bauherrn, der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB): „Nach derzeitigem Stand gibt es keine Veranlassung, vom geplanten Eröffnungstermin im Dezember 2023 abzusehen.“ Doch nun zeichnet sich ab, dass es eng werden könnte.
Spatenstich für ein 600 Meter langes Teilstück
Zumindest der erste Spatenstich ging glatt über die Bühne. Am 11. Dezember wurde auf dem früheren DDR-Grenzstreifen in Wilhelmsruh der Baubeginn für ein rund 600 Meter langes Teilstück mit der vorläufigen Endstation gefeiert. Der dortige Abschnitt der Heidekrautbahn war beim Mauerbau stillgelegt worden.
Für den Rest der insgesamt rund 14 Kilometer langen sogenannten Stammstrecke hat die NEB jedoch noch kein Baurecht. Dafür ist ein Planfeststellungsverfahren erforderlich, das erst beginnen kann, wenn eine Entwurfs- und Genehmigungsplanung erarbeitet worden ist. DB Engineering & Consulting, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, hat den Auftrag bekommen, die Unterlagen zu erstellen. Doch das zieht sich hin.
Die Planungsbüros sind überlastet
Ursprünglich sollte die Planung im vergangenen Sommer vorliegen, dann war vom Jahresende 2020 die Rede. Im Dezember war absehbar, dass sich die Fertigstellung erneut verzögert – in diesem Fall „coronabedingt“, wie das Bahnunternehmen erfuhr. „Wir gehen davon aus, dass die Planfeststellungsunterlagen Ende März 2021 bei den zuständigen Behörden eingereicht werden“, teilte Reinhold Dellmann von der NEB dem zuständigen Fachausschuss der Gemeinde Mühlenbecker Land Ende Januar mit. Das war die bislang letzte öffentliche Äußerung zu dem Thema.
Inzwischen wachsen jedoch bei den Beteiligten die Zweifel, ob der Termin eingehalten werden kann, hieß es. Dies hätte dann auch Einfluss darauf, wann die Strecke fertig wird. Generell gilt, dass viele Planungsbüros überlastet sind. Endlich gibt es Geld für Verkehrsprojekte, doch Ingenieure und Planer sind rar.
Entscheidung fällt im zweiten Halbjahr
Dabei stehen die nächsten Schritte schon auf dem Plan. Unter anderem soll im zweiten Halbjahr 2021 geklärt werden, ob bei dem auf etwas mehr als 30 Millionen Euro veranschlagten Projekt Bundesmittel eingesetzt werden. Zahlreiche Bahnübergänge, allein in Berlin wird es neun geben, erhöhen die Komplexität. Die Stammstrecke der Heidekrautbahn ist eines der kleineren Vorhaben im Berlin-Brandenburger Infrastrukturprogramm 2030 – doch einfach ist es nicht.
Dieser Beitrag entstand mit Unterstützung der Berliner Zeitung.
Datum: 8. Februar 2021, Text: Peter Neumann, Bild: imago images/Jürgen Ritter