Am frühen Sonntagvormittag erreichten Polizei und Feuerwehr die Notmeldungen von Anwohnern in der Köpenicker Pohlestraße. Weil eine Baugrube mit Wasser vollgelaufen war, drohte der Einsturz von benachbarten Häusern.

330 Menschen mussten evakuiert werden. Als Grund für die Havarie nannte das Bezirksamt „unsachgemäße Tiefbauarbeiten“, die zur Überschwemmung in der Baugrube und damit zur Einsturzgefahr anderer Wohnhäuser geführt hätte. Im direkt an die Baugrube angrenzenden Gebäude waren große Risse in der Brandwand entstanden.

Leitungen gekappt – Menschen in Sicherheit gebracht

Als erste Sicherungsmaßnahme wurden alle Versorgungsleitungen mit Strom, Wasser, Gas gekappt – derzeit sind deshalb 17 Häuser unbewohnbar. Für Bewohner, die keine private Ausweich-Unterbringungen finden konnten, wurden in zwei Hotels Quartiere durch das Bezirksamt zur Verfügung gestellt. Alle evakuierten Menschen mussten sich vorab Corona-Schutzmaßnahmen, wie Schnelltests unter Einbeziehung des Gesundheitsamtes unterziehen.

Noch keine Entwarnung

Der Einsatz dauert zur Stunde (1. Februar, 12 Uhr an) an. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen wurden inzwischen auch Schäden an einem zweiten Gebäude festgestellt. Bis in die frühen Morgenstunden waren 150 Einsatzkräfte unter Beteiligung der Helfer von Arbeiter-Samariter-Bund, dem Deutschen Roten Kreuz, dem Technischen Hilfswerk, einer Einsatzhundertschaft der Berliner Polizei, der Berliner Feuerwehr, sowie Mitarbeiter des Bezirksamtes vor Ort tätig.

Inzwischen wurden weitere Unterstützungskräfte aus den umliegenden Bundesländern nachalarmiert. Die Polizei führt seit den frühen Morgenstunden großflächige Absperrungen durch, damit gesichert ist, dass ausschließlich Anwohner Zutritt zu ihren Häusern erhalten.

Update: 1. Februar 16:30:

Sprecher des THW haben nun mitgeteilt, dass die einsturzgefährdete Wand des Nachbarhauses gesichert werden konnte und keine Gefahr mehr von ihr ausgehe.

Aktuell arbeite das Bezirksamt intensiv mit Stromnetz Berlin an einer individuellen Überbrückungslösung zur kurzfristigen Wiederherstellung der Stromversorgung an den abgeschalteten Wohngebäude. „Es ist uns besonders wichtig, die unbeteiligten  Bürger schnellstmöglich in ihre gewohnte Wohnumgebung zurück zu entlassen“, erläuterte Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) das weitere Vorgehen. Im Zuge der weiteren Ermittlungen wurde nun bekannt, dass bereits Anfang Januar die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz den Bauherrn aufgefordert hatte, die Baugrube unmittelbar zu verfüllen, da keine Genehmigung für die Grundwasserbenutzung erteilt wurde. Ebenso seien nicht die, wie vom Bauherren behauptet, maroden Wasserleitungen der Berliner Wasserbetriebe ursächlich für das Bersten eines Hydranten als Ursache anzusehen. Viel mehr sei das grob fahrlässige Befahren des Bürgersteiges mit schweren Kettenfahrzeugen durch die Baufirma wohl der Grund für die Havarie.

 

Datum: 1. Februar 2021, Text und Bild (Symbolbild): Stefan Bartylla