Mit Pollern wollte der Bezirk gegen den Durchgangsverkehr in Hermsdorfer Wohnstraßen vorgehen. Nun steht das umstrittene Vorhaben vor dem Aus.
Im Mai 2020 hatte sich die Bezirksverordnetenversammlung Reinickendorf dafür ausgesprochen, die Elsestraße und die Schildower Straße in Hermsdorf für den motorisierten Verkehr zu sperren. Damit wollte man dem Durchgangsverkehr von und nach Brandenburg einen Riegel vorschieben. Baustadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) gab ein Gutachten in Auftrag.
Gutachten: Sperrung der Schildower Straße wäre unangemessen
Dieses kommt zu dem Ergebnis, dass weder eine solche Straßensperrung noch eine „Einbahnstraßenregelung“ eine angemessene Lösung der Verkehrssituation darstellen. Vielmehr würden dadurch “untragbare Verkehrsverlagerungen” ausgelöst und die Bundesstraße 96 vollständig überlastet werden. Ein zusätzlicher abgetrennter schneller Fahrradweg wird ebenfalls abgelehnt, weil dafür die Schildower Straße verbreitert werden müsste.
Das Gutachten wurde jetzt im Verkehrsausschuss vorgestellt und ist auf der Webseite des Bezirksamtes Reinickendorf einsehbar. Im Laufe des Februars soll dazu eine Bürgerbeteiligung stattfinden. “Sicher ist: an diesem Gutachten kann die Politik nicht einfach vorbeigehen”, lässt die Initiative Offene Nachbarschaft
Hermsdorf – Glienicke hierzu wissen. Schultze-Berndt habe darauf verwiesen, dass die Errichtung der geplanten Modalfilter rechtlich nicht zulässig sei.
Bürgerinitiative fordert “seriösen Dialog”
“Damit dürfte auch die probeweise Errichtung unzulässig sein”, so die Initiative weiter. “Damit ist eine sachliche Grundlage gelegt für einen seriösen Dialog über ein modernes Verkehrskonzept, an dem wir uns gerne beteiligen.” Gemeinsam mit Glienicke müsse man ein einheitliches Konzept erarbeiten, welches die Nahtlosigkeit des Verkehrsflusses am nördlichen Stadtrand Berlins gewährleistet.
Die Ankündigung, Poller in der Schildower Straße und in der Elsestraße zu errichten, stieß unter Anwohnern auf Widerstand. Die besagte Initiative befürchtete eine Trennung der Nachbarschaft in Hermsdorf und Glienicke und startete mehrere Protestaktionen. Allerdings herrscht bei diesem Thema Uneinigkeit im Kiez. So fordert eine andere Gruppe von Bewohnern seit Jahren, endlich etwas gegen die Autokolonnen zu unternehmen, die von der staugeplagten B96 auf die engen Wohnstraßen im Waldseeviertel ausweichen.
Datum: 17. Januar 2021, Text: nm/red, Archivbild: imago images/Jürgen Ritter