Seit bald sieben Jahren engagiert sich das Willkommensbündnis Steglitz-Zehlendorf für geflüchtete Menschen. Nun kann es sich mit dem “Siegel für Ausgezeichnetes Engagement 2021” schmücken.
Das Willkommensbündnis Steglitz-Zehlendorf trägt jetzt das “Siegel für Ausgezeichnetes Engagement 2021”. Mit diesem Siegel würdigt die bundesweit tätige Organisation GoVolunteer e.V. soziale Projekte, die vorbildliche Arbeit mit freiwilligen Helfern leisten. Aus Sicht von GoVolunteer e.V. zeichnen sich diese Projekte durch hohe Qualität in der Betreuung von Ehrenamtlichen und eine bereichernde Gestaltung des gesellschaftlichen Engagements aus.
“Im Fall des Willkommensbündnisses Steglitz-Zehlendorf wird dabei besonders der einfache Einstieg in die Mitarbeit, die persönliche Begleitung und die offene Projekt- und Teamkultur anerkannt”, heißt es in einer Mitteilung. Deshalb empfiehlt GoVolunteer e.V. das Willkommensbündnis für Flüchtlinge Steglitz-Zehlendorf “mit Nachdruck” als Einsatzort für alle Menschen, die einen ehrenamtlichen Beitrag leisten möchten.
Mehr Aufmerksamkeit für jahrelanges Engagement
Das Team des Willkommensbündnisses verspricht sich von der Auszeichnung Auftrieb und mehr Aufmerksamkeit. “Das Siegel ergänzt unsere Arbeit und ist ein guter Grund, unsere Website auf den neuesten Stand zu bringen”, sagt Günther Schulze vom Leitungsteam. “Mit Kleiderkammern fing im Mai 2014 alles an”, berichtet er. Sieben Jahre später geht es um ganz andere Dinge: etwa um Wohnungen, Ausbildungsplätze und Jobs für die Menschen, die im Berliner Südwesten eine neue Heimat gefunden haben. Und um alles andere, was mit Integration zu tun hat.
“Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf hat noch immer keinen umfassenden Plan, wie mit diesen Leute umzugehen ist”, kritisiert Schulze. Anstatt darauf zu warten, dass Politik und Verwaltung endlich ein Integrationskonzept entwickeln und umsetzen, realisiert das Willkommensbündnis eigene Projekte, um die Menschen aus Moldawien, Irak, Iran, Afghanistan und afrikanischen Ländern mit dem Alltag in der Bundesrepublik vertraut zu machen: zum Beispiel, indem Ehrenamtliche sie als Dolmetscher bei Behördengängen oder mit Fahrdiensten unterstützen, durch sportliche Angebote wie interkulturelle Lauftreffs oder auch bei Begegnungsfesten.
Einmal im Monat veranstaltet das Bündnis zudem mit Vertretern des Jobcenters, der Jugendarbeit und weiteren Akteuren einen – laut Schulze berlinweit einmaligen – Runden Tisch zur Flüchtlingsarbeit.
Aus Geflüchteten wurden Nachbarn
Eines freut Schulze ganz besonders: Viele von denen, die in Steglitz-Zehlendorf Hilfe bekommen haben, sind bemüht, etwas zurückzugeben. Beispielsweise helfen einige der neu angekommenen Menschen älteren Anwohnern im Kiez beim Einkaufen. “Aus Geflüchteten wurden Nachbarn”, resümiert Schulze den Effekt des Wirkens des Willkommensbündnisses. Dieses wird von rund 300 Freiwilligen getragen. Einen festen Kern bilden rund 100 Unterstützer und eine zwölfköpfige Leitungsrunde.
Die Corona-Beschränkungen machen die meisten Formen von Austausch und Integrationsarbeit derzeit nahezu unmöglich. Der Runde Tisch tagt digital. Doch auch in Zeiten der Pandemie macht sich die gute Vernetzung des Willkommensbündnisses bezahlt. Schulze: “Während des ersten Lockdowns im Frühjahr hatten wir bei unseren Kontakten im Bezirk nach Nähmaschinen gefragt. Kurze Zeit später erhielten wir 30 Geräte und konnten eine Nähgruppe aufbauen, die Mund-Nasen-Masken herstellt.”
Viele Erfolgsgeschichten
Schulze weiß viele weitere Erfolgsgeschichten zu berichten. Doch im Interesse der Geflüchteten bleibe viel zu tun. Weil sich viele Unterstützer nur vorübergehend im Willkommensbündnis Steglitz-Zehlendorf einbringen können oder wollen, werden jederzeit helfende Hände gesucht. Weitere Informationen gibt es online.
Datum: 16. Januar 2021, Text: Nils Michaelis, Bilder: Willkommensbündnis Steglitz-Zehlendorf