Das Fotoklub Forum diesmal nicht im Rathaus Köpenick.

Das Fotoklub Forum wird dieses Jahre erstmals nach über 20 Jahren nicht im Rathaus Köpenick gezeigt. Dazu entschloss sich die ausrichtende Gesellschaft für Fotografie e.V., die einem vorab von der neuen Bezirksstadträtin Cornelia Flader (CDU) zugesandtem „Vereinbarungsschreiben“ die Unterschrift verweigerte. Der Grund: Mit dem Schreiben würde das Bezirksamt vertraglich bestimmen können, was im Rathaus ausgestellt werden darf und was nicht.

Streit im Vorjahr

„Man musste nach der Zensur im Vorjahr leider mit dieser Eskalation rechnen“, sagt Wolfgang Hiob. In der letztjährigen Ausstellung des Fotoklub Forums hatte es einen heftigen Streit gegeben, nachdem Bezirksamtsmitarbeiter zwei Aktfotos abhängten, eines davon von Hiob. Kulturamtsleiterin Annette Indetzki sah damals durch das Foto die Gefühle insbesondere muslimischer Menschen verletzt – eine entsprechende Beschwerde hatte es jedoch nicht mal gegeben. Cornelia Fladers Vorgänger und Parteikollege Michael Vogel entschuldigte sich für diesen Vorgang im September im Bezirksparlament. Laut Bezirksstadträtin hatte die Amtsleiterin Indetzki zahlreiche harsche Anfeindungen von Anhängern oder Mitgliedern der Fotogesellschaft erhalten.

Erledigung von Amtsgeschäften

Trotzdem wollte die neue Stadträtin Fladers jetzt klare Regeln für die 23. Auflage des Fotoklub Forums vorgeben, „gerade weil mein Vorgänger ein Foto abhängen ließ, obwohl die Ausstellung schon mehrere Tage hing“, sagt sie. Schließlich suchen Bürger – darunter eben auch Kinder und Jugendliche – die Dienstgebäude für die Erledigung von Amtsgeschäften auf, Mitarbeiter müssen dort ihre dienstlichen Aufgaben wahrnehmen. „Dienstgebäude bilden keinen geeigneten Rahmen für die Ausstellung von Aktdarstellungen“, sagt Fladers. Personen dürften außerdem nicht gegen ihren Willen mit Aktfotos oder Ähnlichem konfrontiert werden, Flader verweist dabei auf die „negative Handlungsfreiheit“ nach Artikel 2 des Grundgesetzes. Sie haben das Recht, sich die vorbezeichneten Bilder nicht anzuschauen, sagt die Stadträtin.

Für Wolfgang Hiob bleibt es trotzdem ein erneuter Zensurversuch der neuen Stadträtin. Indem sie „Aktfotos, Gewaltdarstellungen und Schockwerbungen“ in einen Topf wirft, beleidige und diffamiere sie die Arbeit der vielen Fotofreunde, die viel Aufwand für das Fotoklub Forum betreiben. „Die GfF fordert zu recht dafür eine öffentliche Entschuldigung“, sagt er. Für ihn ist das Rathaus endgültig zu einem „Hort der Prüderie“ geworden. Indes verspricht Hans-Jürgen Horn, Präsident der Gesellschaft für Fotografie e.V., dass das 23. Fotoklub Forum auch dieses Jahr stattfinden wird – jedoch nicht im Rathaus Köpenick. Termin und Ort werden in Kürze bekannt gegeben.

Daniel Seeger, Bild: Wolfgang Hiob