
Sozialraumanalyse stellt der Bezirksregion ein schlechtes Zeugnis aus.
Zehlendorfs Mitte hat in weiten Teilen den Charme einer guten Stube, zumindest auf den ersten Blick. Aus Sicht von Jugendlichen liegt jedoch einiges im Argen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Sozialraumanalyse für Zehlendorf-Mitte, die ein Planungsbüro im Auftrag des Jugendamtes erstellt hat. Kürzlich wurden die Ergebnisse im Jugendhilfeausschuss vorgestellt. Demnach schlagen die Herausgeber vor, im dörflichen Ortskern „allseitig legitimierte“ Treffpunkte für Jugendliche einzurichten, den „Dialog der Generationen“ zu organisieren und einen Standort für einen „Raum für Jugendliche“ zu suchen.
Was den östlichen Bereich von Zehlendorf-Mitte betrifft, so wird vorgeschlagen, ein Kiez-Konzept für den „sozial belasteten“ Teil zu erstellen und die zukünftige Rolle der Jugendfreizeiteinrichtung Schottenburg festzulegen.
Kaum genutzt
„Im Ortskern gibt es viele Grünflächen, aber wenig Aufenthaltsqualität“, sagt Clemens Klikar vom Büro stadt.menschen.berlin. „Der Dorfanger wird während der Weihnachtszeit nutzbar gemacht, doch sonst ist dort wenig los.“ Für temporäre Nutzungen, die etwa Jugendangebote ermöglichen könnten, seien Genehmigungen kaum zu bekommen. „Wem gehört der öffentliche Raum in dieser Bezirksregion?“, fragt der Stadtentwickler. Zehlendorf-Mitte biete jungen Leuten allenfalls Spielplätze als Treffpunkte. „Diese Gegend ist weder kinder- noch jugendfreundlich“, kritisiert der 57-Jährige. Er hält vor allem informelle Begegnungsorte für nötig, ergänzt durch einen offenen Jugendtreff in der Nähe des S-Bahnhofs Zehlendorf.
Klikars Erwartung im Nachgang der Sozialraumanalyse: „Bezirk und Zivilgesellschaft müssen stärker jugendrelevante und soziale Fragen in den Vordergrund stellen.“
Datum: 21. März 2019. Text: Nils Michaelis. Bild: imago/Tagesspiegel