City-West und Spandau sind Raser-Schwerpunkte.

Nicht erst seitdem 2016 bei einem illegalen Autorennen am Kurfürstendamm ein unbeteiligter 69-Jähriger ums Leben gekommen ist, gilt die Straße als einer der Raser-Brennpunkte der Stadt. Daran hat sich auch in den letzten Monaten nichts geändert. Das zeigen Zahlen des Senats, die nun auf Anfrage des SPD-Abgeordneten Daniel Buchholz veröffentlicht wurden. Angegeben werden die jährlichen Daten seit 2015. Alleine im ersten Halbjahr dieses Jahres kam es auf der viel befahrenen Straße zu acht angezeigten Rennen. Im Vergleich: im gesamten Jahr 2017 waren es zehn. 2016 waren es nur zwei. Mit insgesamt 30 Anzeigen ist der Kurfürstendamm unrühmlicher Spitzenreiter, was die Anzahl der illegalen und gefährlichen Tempo-Verstöße anbelangt.

Raser-Schwerpunkte

Nur auf der Spandauer Heerstraße kam es ähnlich häufig, elfmal, zu Autorennen. Auch hier steigt die Zahl: Alleine 2018 wurden davon neun registriert. Häufige Ziele für Raser sind laut Senat zudem die Stadtautobahn A 100 mit insgesamt 15 angezeigten Rennen, die Bismarckstraße (zehn), die Müllerstraße im Wedding (neun) sowie der Mariendorfer Damm (acht) in Tempelhof-Schöneberg. Bei vielen anderen Verkehrsteilnehmern wächst die Angst vor den rücksichtslosen Rasern – vor allem an den bekannten Raser-Strecken. „Illegale Autorennen gefährden das Leben unschuldiger Verkehrsteilnehmer und sind hart zu bestrafen“, fordert auch Daniel Buchholz. Die Berliner Justiz und die Polizei versuchen mit höheren Strafen und Schwerpunktkontrollen entgegenzuwirken.

Auch an der Heerstraße und am Kurfürstendamm kommt es seit 2016 vermehrt zu Geschwindigkeitskontrollen. Am 1. Februar 2016 kam es während eines illegalen Autorennens zu dem tödlichen Verkehrsunfall in der Tauentzienstraße. „Der Senat hat diesen zum Anlass genommen, die Polizei zu bitten, stadtweit ihre zielgerichteten Verkehrsüberwachungsmaßnahmen deutlich zu intensivieren. Ein örtlicher Schwerpunkt wird dabei zwar wegen der bekannten besonderen Belastung auf die Straßenzüge der City West gerichtet, einbezogen wurden jedoch nahezu sämtliche für Rennverläufe geeignete Strecken einschließlich der Autobahnen im Stadtgebiet“, erklärt die Senatsverwaltung erste Maßnahmen nach dem Unfall.

Tuning-Treffpunkt

Auch am Spandauer Parkplatzgelände Nonnendammallee, Ecke Paulsternstraße, einem beliebten Treffpunkt der „Tuning-Szene“ ist die Polizei jede Woche vermehrt anwesend. „Die Polizei sollte die Kontrollen ausweiten und den gefährlichen Rasern und lautstarken Angeberfahrern klare Grenzen setzen. Senat, Polizei und Staatsanwälte haben hier bereits einen guten und richtigen Weg eingeschlagen. Das zeigen die Antworten auf meine Parlamentarische Anfrage. Es ist mehr als richtig, dass wir mit dem Landeshaushalt 2018/2019 die Polizei weiter personell verstärken und mehr Geld für stationäre Blitzer bereitstellen“, zeigt sich Buchholz zufrieden mit den intensiveren Kontrollen. Viele illegale Rennen bleiben derzeit noch „Zufallsfeststellungen“, denn die Raser verabreden sich konspirativ und vor allem meist kurzfristig an festgelegten Orte und zu bestimmten Zeiten.

Für die Polizei ist es deshalb schwierig, den Rasern zuvorzukommen. Auch härtere Strafen könnten helfen, die Zahl der Autorennen zu dezimieren. Aktuell gibt es rund 213 Strafverfahren wegen illegaler Rennen. Außerdem wurde das Strafgesetzbuch so verschärft, dass nun auch Rennen ohne Unfall nicht mehr nur als einfache Ordnungswidrigkeiten gelten.

Datum: 11. August 2018, Text: Katja Reichgardt, Bild: Stefan Bartylla