Studie: In Marzahn-Hellersdorf leben immer mehr Menschen über 50 – die Entwicklung betrifft viele Bereiche.
Da bekommt der Ortsname „Alt-Marzahn“ gleich eine ganz neue Bedeutung: Aktuell sind 44 Prozent der Bevölkerung im Bezirk älter als 50 Jahre alt, im Jahr 2000 waren es nur 26,7 Prozent. Das geht aus einer Studie hervor, die das Sozialwissenschaftliche Forschungszentrum Berlin-Brandenburg im Auftrag des Bezirks erstellt hat. Auch der Altersschnitt wurde untersucht. Lag der vor 15 Jahren noch bei 30,5 Jahren, ist der durchschnittliche Marzahn-Hellersdorfer heute bereits 43,3 Jahre alt. „Das liegt inzwischen etwas über dem Berliner Landesdurchschnitt“, sagt Sozialstadträtin Dagmar Pohle (Linke).
Gut geplant
Im Bezirk macht man sich seit Längerem Gedanken über den demographischen Wandel. Regelmäßig findet eine repräsentative Befragung der über 50-Jährigen statt, auf deren Grundlage dann eine auf fünf Jahre angelegte Altenplanung erstellt wird. Doch angesichts der eindeutigen Zahlen ist nicht nur die Politik gefragt. „Wir spüren die Entwicklung schon deutlich“, erklärt etwa Constance Frey von der Volkssolidarität. Bei dem Sozial- und Wohlfahrtsverband gingen beispielsweise immer häufiger Anfragen nach Putzhilfen von Menschen ein, die die Pflege der eigenen vier Wände nicht mehr schaffen. Auch der Mobilitätshilfsdienst, der beeinträchtigte Menschen in ihrer Freizeit begleitet, werde zunehmend nachgefragt. „Zudem gibt es ein großes Interesse an altersgerechtem Wohnen, doch noch viel zu wenige Angebote“, so Frey weiter.
Neue Optionen
Tatsächlich hat sich auch die Wohnungswirtschaft auf die neue Situation eingestellt. „In allen unseren Neubauprojekten bilden barrierefreie oder barrierearme Wohnungen einen Teil des Angebots“, berichtet etwa Rilana Mahler, Sprecherin der Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE. Mit Hilfe erfahrener Partner betreibe man in Marzahn-Hellersdorf immer mehr Senioren-WGs und biete spezielle Dienstleistungen für ältere Menschen an. Seniorenbeauftragte stehen bei Fragen zur Seite, Kiezhelfer unterstützen beeinträchtigte Mieter beim Einkauf und ein Concierge-Service nimmt Pakete entgegen.
Spezielle Angebote
Die „Deutsche Wohnen“ betreibt in Marzahn gar ein eigenes Haus, deren Mieter ein gewisses Mindestalter vorweisen müssen. Die gute Infrastruktur, etwa anliegende Arztpraxen, hätten es naheliegend erscheinen lassen, das Gebäude für das Seniorenwohnen vorzuhalten, sagt Pressesprecher Mirko Rosteck. Sein Unternehmen könne gleichwohl auch in Marzahn-Hellersdorf noch keine großen Veränderungen erkennen, die durch den demographischen Wandel bedingt seien. „Es gibt vereinzelte Anfragen, da bauen wir dann um“, so Rosteck weiter.
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