Gerichtsurteil nimmt den Bezirk in die Pflicht, den Ausfahrtsweg einer Friedenauer Rettungswache freizumachen.
Die Rettungswache in der Friedenauer Görresstraße darf vom Bezirk „straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen“ einfordern, entschied jetzt das Verwaltungsgericht. Bisher parken in der nur sieben Meter breiten Straße auf beiden Seiten Autos – durch diese und durch entgegenkommende Fahrzeuge kommt es zu einer Verzögerung von bis zu 60 Sekunden, im Durchschnitt sind es 20 Sekunden, wenn der Rettungswagen des dortigen Deutschen Roten Kreuzes zu einem Notfall ausrücken muss.
Einbahnstraße kritisch
Bisher reichte die Verzögerung laut Berichten dem Bezirk nicht, um aktiv zu werden. Die zuständige Bezirksstadträtin Christina Heiß (Grüne) sieht demnach bei der Einrichtung einer Einbahnstraße das Problem, dass sich der Verkehr beschleunigt und so zur Gefahr insbesondere für Kinder und Jugendliche wird. Halteverbote habe indes die Polizei abgelehnt. Mit dem jetzigen Urteil des Verwaltungsgerichts muss sich die Stadträtin jetzt aber doch etwas einfallen lassen, schließlich zählt in Noteinsätzen jede Sekunde.
Acht-Minuten-Zielvorgabe
Blockierte Fahrwege sind dabei jedoch nicht einmal das größte Problem der Rettungswagen. Bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen müssen Rettungskräfte innerhalb weniger Minuten beim Patienten sein, um erhebliche Schäden oder gar den Tod zu verhindern. Acht Minuten oder weniger innerhalb des Berliner Stadtgebiets ist die Zielvorgabe von Senatsverwaltung und der Berliner Feuerwehr. Der Schnitt 2015 lag stattdessen laut Einsatzstatistik bei 9,63 Minuten. Das Problem: Während die Stadt von Jahr zu Jahr um zehntausende Menschen größer wird, geraten die Rettungswagen zunehmend an ihre Belastungsgrenze. Immer wieder sind die Fahrzeuge kreuz und quer in ganz Berlin unterwegs, wenn sie für ausgelastete Rettungswachen in den anderen Bezirken einspringen müssen.
Immer mehr Einsätze
Laut Berichten will die Feuerwehr ab Anfang April die Einsätze mit einem anderen Alarmierungssystem besser koordinieren und dazu 15 weitere Fahrzeuge in Dienst stellen. Ob das allein reicht, um unter die acht Minuten zu kommen, ist fraglich. Die Zahl der Rettungseinsätze der Feuerwehr sind allein zwischen 2015 und 2016 von rund 360.000 auf 400.000 gestiegen. „Zusammen mit der Senatsverwaltung für Inneres arbeiten wir daran weitere Rettungsdienstfahrzeuge in Dienst zu nehmen um diesen Zielen näher zu kommen“, sagt ein Sprecher der Feuerwehr.
Daniel Seeger, Bild: imago/Ralph Peters