Der Senat hat Eckpunkte für die Fußverkehrsförderung im Rahmen des Mobilitätsgesetzes vorgelegt. Das wäre für Pankow ein Glücksfall, denn hier treffen sehr oft tolle Zukunftspläne auf unsanierte Realität.
„Die Bürgersteigsanierung dauert jetzt schon mehr als ein Jahr. An vielen Stellen wurden die Steine aufgenommen, die Straßen halbseitig gesperrt, und es fallen viele der sowieso schon raren Parkplätze weg.“ So schrieb uns unlängst ein Leser, der im betroffenen Wohngebiet, der Wohnstadt Carl Legien, lebt. Nachdem in den vergangenen Jahren die Wohngebäude der zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Siedlung denkmalgerecht saniert wurden, wollte man nun im Rahmen des Programmes Städtebaulicher Denkmalschutz sowohl die Straßenbeleuchtung als auch die Gehwege der Sült-, Trachtenbrodt-, Sodtke-, Küsel- und Georg-Blank-Straße sowie des Lindenhoekwegs denkmalgerecht erneuern.
Aufgerissene Wege
Im Oktober dieses Jahres, so steht es auf einem großen Bauschild zu lesen, sollten die Arbeiten beendet sein. Wer sich den aktuellen „Baufortschritt“ anschaut, kann nicht so recht dran glauben. Dass da etwas nicht wie geplant funktioniert, bestätigt auch unser Leser: „Die Beschäftigten haben das Arbeiten nicht erfunden. Sie sind manchmal tagelang nicht da und alles bleibt einfach so liegen.“ Keine guten Aussichten für die Anwohner, die wegen der anhaltenden Bauarbeiten und aufgerissenen Wege über jede Menge Dreck in den Treppenhäusern klagen.
Die Zustände der Gehwege in Pankow – und nicht nur in der Wohnstadt Carl Legien – sind besorgniserregend. Da kommt ein Papier mit dem Titel „Dialog Fußverkehr“ gerade richtig. In dem haben die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, die Parteien der Regierungskoalition und diverse Partner aus Mobilitätsverbänden die Eckpunkte für das festgezurrt, was Mitte kommenden Jahres in das Mobilitätsgesetz aufgenommen werden soll.
Dessen Ziel ist es, die Zahl der zu Fuß zurückgelegten Wege deutlich zu steigern. Unter anderem sollen die Wege direkter und kürzer werden. Mehr Mittelinseln und an Ampeln das Queren in einem Zug (wie zum Beispiel am Checkpoint Charlie) könnte Zeit- und Wegersparnis bringen. Es soll häufiger Abkürzungen durch geschlossene Anlagen geben. Die Wege zum öffentlichen Nahverkehr könnten besser, das Umsteigen leichter werden. Kinderfreundlichkeit spielt ebenso eine Rolle wie die Sicherheit von Fußwegen im Allgemeinen. Bei allen Planungen soll die Öffentlichkeit mit eingebunden werden.
Kleine Projekte
Für die Attraktivität von Wegen ließe sich aus Sicht der Beteiligten so manches schnell verbessern. „Städte wie New York haben vorgemacht, dass es keine Megaprojekte braucht, die Milliarden kosten, um die Stadt lebenswerter zu gestalten“, so Tim Lehmann vom Verein Changing Cities, der auch für den Volksentscheid Fahrrad verantwortlich zeichnet. „Fast über Nacht können durch den Einsatz günstiger Materialien – farbliche Markierungen, Bänke und Blumentöpfe – aus wenig benutzten Straßen oder Kreuzungen Plätze und Orte zum Spielen entstehen.“
Datum: 13.10.2018 Text: Nils Michaelis/Manfred Wolf Bild: Ulf Teichert