Senat will die Blankenburger in die Planung des riesigen Neubaugebiets einbeziehen.
Bernd Heymann bringt auf den Punkt, was die meisten bewegt: „Erst die Straßen, dann die Wohnungen!“ Der 77-jährige Ur-Heinersdorfer sorgt sich um die Lebensqualität im Blankenburger Süden, wenn hier eines der größten Wohnbauquartiere Berlins entsteht. Mit 400 Einwohnern ist er zur Informationsveranstaltung des Senats in die Heinersdorfer Kirche gekommen. Das Gotteshaus ist rappelvoll, viele müssen draußen bleiben. Jochen Lang aus dem Stadtentwicklungs-Ressort des Senats beschwichtigt die erhitzten Gemüter: „Es wird eine zweite Veranstaltung geben“, verspricht er.
Sozialer Mix
Zwischen 5.000 und 6.000 kommunale Wohnungen sind auf den 90 Hektar Ackerland am Blankenburger Pflasterweg geplant, ein Mix aus sozialen bis moderaten Mieten, 15.000 Menschen sollen hier einmal leben. Es wird mehrere Schulen und Kitas geben, Tramlinien sollen das Quartier erschließen, großzügige Verkehrslösungen sind angedacht. Über all das wollen Senat und Bezirk rechtzeitiger mit den Bürgern reden und sie intensiver in die Planungen einbeziehen. Da hat man offensichtlich aus dem Kommunikationsdesaster beim inzwischen aufgegebenen „Elisabeth-Aue“-Projekt gelernt. „Hier werden ja nicht nur Wohnungen gebaut, sondern es wird auch ein ganz wichtiges Stück Stadt entwickelt. Das muss sich gut in die neue Nachbarschaft einbetten und braucht die Mitsprache der Bürger“, sagt Staatssekretär Jens-Holger Kirchner (B‘90/Die Grünen). Hier im Nordosten Berlins ist die Verkehrssituation besonders kritisch. Alles zwängt sich durch die engen Straßen der Wohngebiete, in der Rushhour reicht der Stau bis Karow. „Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als den öffentlichen Nahverkehr auszubauen“, so Kirchner. Die S-Bahn wird saniert, die A 114 ausgebaut, die B 2 weiter ertüchtigt.
Beteiligungs-Konzept
Noch nehmen die beteiligten Planungsbüros mit „vorbereitenden Untersuchungen“ das gesamte Gebiet unter die Lupe: Verkehr und Erschließung, Flora und Fauna, soziale Strukturen und anderes. Gleichzeitig wird ein Konzept für die Bürgerbeteiligung erarbeitet. Bürgerinitiativen und Vereine haben genügend Zeit, ihre Ideen und Einwände in das Bauprojekt einzubringen. Denn es wird noch Jahre dauern, bis die Bagger anrücken. Das „Forum Blankenburger Süden“, die Zukunftswerkstatt Heinersdorf, pro Malchower Luch – sie alle werden ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Konkrete Antworten sind an diesem Abend ausgeblieben, aber eine wichtige Erkenntnis konnte jeder mit nach Hause nehmen: Der Auftakt für mehr und rechtzeitige Bürgerbeteiligung
ist getan.
Autor und Bilder: Jürgen Zweigert