Senat will Unterführung am ICC schließen.
Die meisten Passanten, die vom Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), dem S-Bahnhof Messe Nord oder vom Messegelände kommen, gehen lieber den Umweg über die große Kreuzung als den unterirdischen Fußgängertunnel zu nehmen. Dabei wurde der in den 70er-Jahren eigens für die Messebesucher und Reisenden angelegt. Doch die meiden den Tunnel, da er zu schmutzig und dunkel ist. Zudem sind die Rolltreppen, die den Kreuzungsübergang erleichtern sollen, meist außer Betrieb. Die Nachricht der Senatsverkehrsverwaltung, die Fußgängerunterführung schließen zu wollen, findet deshalb überwiegend positive Resonanz, bei Bürgern und Bezirkspolitikern. Grund dafür sind auch die immensen Wartungskosten des Tunnels. Alleine im Jahr 2016 wurden 345.000 Euro investiert, um Unterhalt, Wartung und die Beseitigung von Vandalismus-Schäden zu bezahlen.
Neue Wege
Da die Passanten lieber mit ihren Rollkoffern den mehrspurigen Messedamm überqueren als den Tunnel mit den auffällig orangenen Säulen zu nutzen, soll nun in mehr Fußgängerampeln investiert werden. Immerhin kam es an der Kreuzung zwischen 2014 und 2016 zu drei Unfällen mit Fußgängern, zehn mit Radfahrern und 211 Verkehrsunfällen. Bis Ende 2018 soll eine Machbarkeitsstudie prüfen, ob der Tunnel geschlossen oder rückgebaut werden soll. Zudem sollen Vorschläge für eine barrierefreie und sicherere Kreuzung erarbeitet werden. Im Bezirk werden zudem andere Nutzungsmöglichkeiten des Durchgangs diskutiert. So könnte er künftig auch als Jugend-Treffpunkt, für Streetart oder Ähnliches dienen. Beliebt ist der Tunnel aktuell lediglich bei Filmteams und Fotografen, die die knallorangene Unterführung als Kulisse nehmen. Auch Hollywood drehte hier bereits einige Filmszenen. Gestaltet wurde der Tunnel vom Architekten und Baubeamten Rainer Gerhard Rümmler, der unter anderem auch für die bunte Gestaltung der U-Bahnhöfe Osloer Straße und Bayerischer Platz verantwortlich ist. Rund um die ICC-Unterführung wird in den kommenden Monaten ohnehin viel gebaut.
Mehr Sicherheit
Schließlich plant der Senat die Umgestaltung des Autobahndreiecks am Funkturm (das Abendblatt berichtete). Das und die Zukunft des ICC könnten ebenfalls über die Pläne für den Tunnel entscheiden. Die Messe Berlin begrüßt die Idee einer kompletten Tunnel-Schließung. Sie kommt bei Veranstaltungen, wie der Internationalen Funkausstellung (IFA), meist selber für die Reinigung des Tunnels auf.
Text: Katja Reichgardt, Bild: imago/Jürgen Ritter