Howoge gründet gemeinnützige Stiftung, um Spielstätte zu revitalisieren.
Es war der erste Nachkriegs-Theaterbau Deutschlands. Doch seit 2007 steht das Theater Karlshorst leer. Nun soll es revitalisiert werden.
Pläne, die Spielstätte wiederzubeleben oder das Gebäude für ein Museum zu nutzen gab es zwar einige, letztlich scheiterten sie aber immer wieder. Das könnte sich nun ändern: die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Howoge plant, mit einer eigens zu diesem Zweck gegründeten Stiftung Stadtkultur das Theater zu revitalisieren. „Unterstützt von Anwohnern, Kulturinteressierten und Politik soll für die Immobilie ein neues Nutzungskonzept entwickelt werden“, erklärt Howoge-Geschäftsführerin Stefanie Frensch. Vorstand der Stiftung Stadtkultur ist der ehemalige Prokurist und langjährige Leiter des Howoge-Bestandsmanagements, Michael Wagner. Das Stiftungsvermögen umfasst neben dem Theater Karlshorst, das seit den 90er-Jahren im Besitz der Howoge ist, demnach drei weitere Gebäude.
Projekte anstoßen
Bei den Immobilien handelt es sich um die Hagenstraße 57 in Lichtenberg, die derzeit vom Wohnprojekt „Undine für obdachlose oder von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen“ genutzt wird, die Pfarrstraße 119 (genutzt vom Verein „Karuna Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not“), sowie um das Haus Treskowallee 109/111. Um ein neues Konzept für die geschichtsträchtige Bühne zu finden, sollen künftig regelmäßige „Stadtwerkstätten“ stattfinden, in denen Anwohner, Interessierte und Künstler sich austauschen und gemeinsam Ideen ausarbeiten können. Unter dem Motto „Zeit teilen. Zusammen tun.“ wollen die Stadtwerkstätten Dialoge anstoßen, Ideen entwickeln und mit verschiedensten Aktionen einen Beitrag zum Erhalt lebenswerter Wohnquartiere leisten. Wie der Kulturort aktuell aussieht und welche Möglichkeiten die Räume bieten, konnten Besucher bereits am Tag des offenen Denkmals am 9. September erfahren, als die Spielstätte erstmalig wieder seine Türen für die Öffentlichkeit öffnete.
Lange Geschichte
Das Theater Karlshorst am Johannes-Fest-Platz wurde 1949 als Reparationszahlung Deutschlands an die Sowjetunion errichtet und diente als „Haus der Offiziere“ zunächst nur sowjetischen Militärangehörigen und Zivilangestellten sowie ihren Familien als Spielstätte. Karlshorster durften die bereits 1945 errichtete Sperrzone, in der sich das Gebäude befand, nur mit Passierschein betreten. Erst nach der Aufhebung des Sperrgebietes 1963 hatte die deutsche Bevölkerung Zutritt zum „Bolschoi von Berlin“. In den Folgejahren fanden dort Konzerte, Theater- und Kinovorführungen, aber auch Jugendweihen statt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurde es als privates Theater geführt. Veranstaltungsreihen wie die Stunde des Tanzes, Montagskino für Kinder und Sonntagskonzerte für die ganze Familie zogen Besucher an. Im April 2007 endete der Theaterbetrieb dann aber endgültig.
Seitdem steht es leer und wartet auf eine neue Nutzung. In den kommenden Jahren könnte es also soweit sein. Dann soll es wieder zu einem belebten und öffentlichen Ort werden.
Datum: 15. September 2018, Text: Redaktion/Katja Reichgardt, Bild: Klaus Dombrowsky / HOWOGE