Komödie am Kurfürstendamm

Immobilien: Den Bühnen „Theater und Komödie am Kurfürstendamm“ droht die Schließung.

Am Kurfürstendamm erwachte die Komödie kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Anfang der 1920er Jahre eröffneten hier, am Kurfürstendamm 206-209, „Theater und Komödie am Kurfürstendamm“. Heimat für Günter Pfitzmann, Wolfgang Neuss, Inge Meysel, Harald Juhnke, Brigitte Mira und viele andere mit jährlich über 200.000 Gästen. Jetzt droht beiden Bühnen die Schließung.

Öffentlicher Raum

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So stellt sich das Münchener Immobilienunternehmen das künftige Kudamm-Karree vor.

Der neue Investor, das Immobilienunternehmen Cells Bauwelt aus München, will das Kudamm-Karree, die Heimat beider Bühnen, „baulich und optisch überholen“. Es soll „ein öffentlicher Raum“ werden mit Gastronomie, Hotel, Kindergarten, Fahrradgarage, Fitnessclub, Parkhaus und zur Straße geöffneten Einzelhandelsflächen. Das Museum „Story of Berlin“ und der Bunker sollen bewahrt bleiben. Und ein Saal gebaut mit Bühne und 650 Plätzen – im Untergeschoss. Nutzbar sowohl für Theater und Kinofilme, als auch für Kongresse. Die Kosten für die Bühne würde durch die Mehrfachnutzung „quersubventioniert“ werden, meint ein Sprecher des Investors. Die „Höhe der zukünftigen Miete ist aber noch nicht klar.“ Allem voran sei der Abriss der beiden Theaterhäuser nötig. Den Bühnen wurde gekündigt; Gespräche zwischen Investor und Intendant begannen. Der Intendant Martin Woelffer will „beide Bühnen erhalten“, Cells Bauwelt will „einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen, um dann eine gemeinsame Zukunft zu gestalten“, sagt dessen Sprecher. Für die Umbauphase sollen beide Bühnen ausziehen. Im Oktober 2015 kam die Räumungsklage. Obwohl Cells Bauwelt bekräftigt, dass „der kulturelle Anteil erhalten bleiben soll“, bezweifelt Martin Woelffer, „dass hier wirklich Theater stattfinden soll“. Er möchte an der Planung beteiligt sein, denn „in einer Mehrzweckhalle kann man kein Theater machen.“ Zudem brauche er eine „eine grundbuchliche Sicherung und einen langfristigen und bezahlbaren Mietvertrag.“ Inzwischen erhielt er „viele Briefe und E-Mails“ von Bürgern, die gegen die Schließung der Bühnen sind – darunter von Prominenten wie Katharina Thalbach und Johannes B. Kerner.

Wiederholt bedroht

Dieser Kampf ist nicht der erste für das Privattheater. Schon der Großvater und später der Vater des heutigen Intendanten führten die Bühnen und mussten mehrmals um deren Erhalt ringen. Enteignung durch das Reichspropagandaministerium, Beschädigung durch Kriegsbomben, Bau des Kudamm-Karrees um beide Bühnen herum. Und später eine Reihe von Investoren mit Umbauplänen. Die Deutsche Bank, die US-amerikanische Investmentgesellschaft Fortress Investment Group und der irische Investor Ballymore wollten die Bühnen schließen. Es folgten Proteste, Demonstrationen und ein Bürgerbegehren. Vor kurzem haben sich alle Fraktionen im Abgeordnetenhaus für den Erhalt ausgesprochen. Der entscheidende Baustadtrat Marc Schulte wünscht „eine Weiterentwicklung“. Auch der Investor, auch der Intendant. Es wird sich zeigen, was daraus wird. Die nötige Baugenehmigung wurde bisher nicht erteilt.

Christina Praus / Bilder: Architekturbüro Kleihues und Kleihues/Christina Praus