Weil zu wenig Passagiere kommen, wird das Zusatzterminal am BER erst im kommenden Jahr in Betrieb genommen.
Die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH kann einen Haken hinter einer wichtigen Aufgabenstellung setzen: Das Terminal 2 des Kostenmonsters ist seit Mitte September fertiggestellt. Dennoch wird es in den kommenden Monaten leerstehen. Grund sind die eingebrochenen Fluggastzahlen der vergangenen Monate. „Im April und Mai hatten wir quasi gar kein Fluggastaufkommen“, sagt BER-Chef Lütke Daldrup. Eine Steigerung der Zahlen sei derzeit zwar feststellbar, aber eine Nutzung beider Terminals zur Eröffnung des BER Anfang November sei betriebswirtschaftlich nicht darstellbar. „Zur BER-Inbetriebnahme wird das Terminal 2 geschlossen bleiben. Während wir in den Anfangswochen wohl noch jede Kraft hier am Flughafen gebrauchen können, werden wir danach Kurzarbeit für Teile der Belegschaft einführen müssen“, so Lütke Daldrup, der bestätigte, dass die Betriebsräte zu diesen Details bereits informiert wurden. Erst zum Sommerflugplan 2021 Anfang nächsten Jahres werde man wahrscheinlich auch die Öffnung des neuen Terminals vornehmen können. Bis dahin könne man durch die Schließung des Zusatzterminals bis zu einer halben Million Euro pro Monat einsparen. „Bei wieder steigenden Passagierzahlen ist das Terminal 2 dann auch innerhalb kürzester Zeit betriebsbereit“, so der Flughafenchef.
Notwendige Ergänzung
Mit einem eigenem Check-in, Gepäckaufgabe und –Ausgabe, modernsten Sicherheitskontrollen und Serviceeinrichtungen sowie Einzelhandel und Gastronomie soll das Zusatz-Terminal die Kapazitäten des großen Fluggastterminals 1 dann in den darauffolgenden Jahren maßgeblich ergänzen. Insgesamt verfügt der BER dann mit den drei Terminals 1, 2 und 5 (ehemals Flughafen Schönefeld) über Kapazitäten für mehr als 40 Millionen Passagiere im Jahr. Allein die Kapazität des Terminals 1 wird 27 Millionen Passagieren im Jahr betragen. Im vergangenen Jahr zählten die Berliner Flughäfen rund 35 Millionen Fluggäste.
Das Terminal 2 sei ein Schlüsselprojekt des Ausbauprogramms gewesen, so Lütke Daldrup. Das neue Gebäude wurde in der Rekordzeit von nur zwei Jahren komplett realisiert. Vom Baubeginn im Oktober 2018 bis zum Richtfest im Sommer vergangenen Jahres dauerte es gerade mal zehn Monate. Seit Mitte September gilt das Gebäude als fertiggestellt, weil alle Sachverständigenprüfungen erfolgreich bestanden wurden.
Riesige Dimensionen
Mit 23.000 Quadratmetern ist das neue Terminal so groß wie eines der üblichen schwedischen Möbelhäuser. Rechteckig angelegt hat es eine Länge von 240 und eine Breite von 40 Metern. Das sogenannte Prozessorgebäude verfügt über drei große Hallen, in denen sich der Self-Service-Check-In, die Sicherheitskontrollen sowie Einzelhandel und Gastronomie befinden. Das Terminal ist im Economy-Standard mit einfacher Gestaltung und strikter Funktionalität geplant: Im gastronomischen Bereich gibt es 38 Self-Service-Kioske. Allein die drei Gepäckausgabebänder haben eine Gesamtlänge von 184 Metern und sind dafür ausgelegt, 2.400 Gepäckstünde pro Stunde zu transportieren. Zu Spitzenzeiten rechnet man im Terminal mit der Abfertigung von bis zu 1.600 Passagieren pro Stunde. Aufs Jahr gerechnet sollen hier sechs Millionen Fluggäste für An- und Abflug betreut werden.
Datum 25. September 2020, Text und Bild: Stefan Bartylla