Wenig Platz und viele Gefahren: Für Radfahrer und Fußgänger ist der südliche Abschnitt des Teltower Damms in Steglitz-Zehlendorf besonders heikel. Die Linke-Fraktion wirft dem Bezirksamt Untätigkeit vor.
Gemeinsam mit Anwohnern hatten sich Vertreter der Linke-Fraktion ein Bild von der Lage am Teltower Damm zwischen Beeskowdamm und Stadtgrenze verschafft. Der Bezirksverordnete Mathias Gruner zieht Bilanz: “Innerhalb von 15 Minuten haben wir zwei heftige Rotlichtverstöße an der Ampelanlage an der Ecke Teltower Damm/Beeskowdamm beobachtet. Radfahrer, die auf dem Teltower Damm fahren, wurden fast ohne Ausnahme mit deutlich weniger als 1,5 Meter Abstand überholt. Wenn Gegenverkehr kommt, werden Radfahrer zwischen dem Auto auf ihrer Fahrbahn und dem Bürgersteig eingeengt.” Viele Radler würden deswegen komplett auf den Fußweg ausweichen. Der sei allerdings viel zu schmal dafür. Besonders gefährlich sei die Stelle auch für Menschen mit Kinderwagen, Rollator oder im Rollstuhl.
Stadträtin sieht keine “akuten Gefahrenstellen”
Was plant der Bezirk, um die Verkehrssicherheit am Teltower Damm zu verbessern? Eine Anfrage dazu richtete die Linke-Fraktion ans Bezirksamt. Maren Schellenberg, Bezirksstadträtin für Immobilien, Umwelt und Tiefbau, kommt in ihrer Antwort zu folgendem Befund: “Grundsätzlich ist die Verkehrsführung verbesserungswürdig. Breite und Führung des Radweges entsprechen nicht heutigen Ansprüchen. Der Zustand ist nicht optimal, weist aber keine akuten Gefahrenstellen auf.”
Da die vorhandene Straßenbreite nicht ausreiche, um einen baulich angelegten Radweg herzustellen, sollte wenigstens durch die Anordnung eines Radangebotsstreifens den Radfahrenden ein Raum zur Verfügung gestellt werden. Wann es dazu kommen wird, lässt die Grünen-Politikerin offen. Um zumindest Raser auszubremsen, schlägt die Linke-Fraktion eine Tempo-30-Regelung vor. Hierfür sei der Senat zuständig, betont Schellenberg.
Linke kritisiert “Behörden-Ping-Pong”
Gruner wirft Schellenberg vor, “Behörden-Ping-Pong” zu spielen, “um die eigene Tatenlosigkeit zu rechtfertigen”. Gruner: “In jeweils grüner Zuständigkeit im Bezirksamt und der Senatsverwaltung hätte auf diesem Abschnitt bereits jetzt Tempo 30 und ein Überholverbot für ,einspurige Fahrzeuge’ erlassen werden können. Leider fehlt dazu offensichtlich der politische Wille und die Bereitschaft, die Gefahrenstellen für Fußgänger und Radfahrer anzuerkennen.”
Die Ampelschaltung am Teltower Damm/Beeskowdamm könnte längere und getrennte Grünphasen für Fußgänger und Radfahrer erhalten. Gruner: “Der Verweis von Frau Schellenberg auf bisher ausgebliebene schwere Unfälle ist aus meiner Sicht skandalös. Will die Bezirksverwaltung immer nur nach einer Häufung schwerer Unfälle reagieren? Dann müssten Hunderte gravierende Unfälle stattfinden, bevor wir für alle Verkehrsteilnehmer in Steglitz-Zehlendorf sichere Wege haben.”
Datum: 21. August 2021, Text: Nils Michaelis, Bild: Dennis Egginger-Gonzalez