Wegen steigender Kriminalität am Nollendorfplatz machte jetzt die erste Bar dicht.
Taschendiebstähle, Raubüberfälle, Körperverletzungen: Gewalt und Kriminalität bedrohen den Regenbogen-Kiez rund um den Nollendorfplatz. Die legendäre „Lieblingsbar“ in der Eisenacher Straße, ein beliebter Treffpunkt der Schwulenszene, musste jetzt sogar schließen.
Gäste wurden weniger
„Gäste wurden bedroht, zusammengeschlagen und ausgeraubt. Selbst Mitarbeiter sind beim Abschließen der Bar überfallen worden“, sagt der Betreiber des Szenelokals, Thorsten Baumert, zum Schwulenmagazin „Siegessäule“. Nachdem die Gäste durch diese Vorfälle immer weniger wurden, viele Veranstaltungen abgesagt werden mussten, blieb dem Wirt kein anderer Weg, als das Lokal dicht zu machen. Dabei hatte Baumert seine „Lieblingsbar“ erst vor zwei Jahren als Ableger des Kreuzberger „Rauschgold“ eröffnet. Der Kiez sei sehr kriminell geworden, so Baumert traurig. Dies bestätigt auch sein Nachbar, Sebastian Ungruhe, Geschäftsführer der Bar „Sally Bowles“. Vor allem exhibitionistische Handlungen und sexuelle Belästigung seien in den letzten beiden Jahren typische Delikte. „Durch die Eröffnung neuer Bars hat sich der Schwulenstrich und damit auch das Kriminalitätsgebiet ausgedehnt“, so der Barbesitzer. „Viele gehen deshalb lieber woanders hin, das wirkt sich schlecht auf das Geschäft aus.“ Der Spielplatz Eisenacher Straße, Ecke Fuggerstraße ist zum Beispiel ein beliebter Treffpunkt der überwiegend aus Osteuropa stammenden Stricher. Dadurch komme es seit zwei Jahren in dieser Gegend zu einer erhöhten Kriminalität. Ein Barbesucher berichtet, er sei nachts von drei jungen Männern begrapscht und angegriffen worden: „Sie haben mich bewusstlos geschlagen und mir 50 Euro geraubt. Seidem fahre ich hier nur noch Taxi“, sagt er. Eine Bar hat sogar extra eine eigene Security engagiert, um die Gäste zu schützen. Außerdem wurden wegen verschiedener Gewaltvorfälle große Leuchten auf dem Spielplatz installiert.
Verstärkte Präsenz
Die Polizei hat das Problem wahrgenommen und will künftig mit mehr Beamten und Zivilpolizisten verstärkt Streife fahren und Razzien durchführen, um die zunehmende Kriminalität zu bekämpfen. Auch das Bezirksamt setzt sich für mehr Sicherheit im Regenbogen-Kiez ein. „Es gibt eine intensive und kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen der Polizei und insbesondere MANEO, einem schwulen Anti-Gewalt Projekt.“, bestätigt Sprecherin Kerstin Paschenda.
Marley Lackermann, Titelbild: Imago/Lem; Bild: Imago/Adriano Coco