Jedes Jahr bekommen 3.000 Berliner Kleingärten Besuch von Einbrechern.
Berlins Laubenkolonien werden immer häufiger zum Tatort für Einbrecher. Über 3.000 geknackte Lauben verzeichnet die Polizeistatistik im Schnitt jedes Jahr in den 73.057 Berliner Kleingärten. „Bei mir wurde in den letzen fünf Jahren viermal versucht einzubrechen. Ein Sicherheitsriegel an der Innenseite der Tür stoppte zum Glück die Diebe“, sagt Ali Çakir (54), stellvertretender Vorsitzender der Kolonie Heideschlößchen am Heckerdamm. Für viele Jugendliche seien die Raubzüge eine Art Mutprobe, vermutet der Laubenpieper.
Schon 48 Einbrüche
Ali Çakirs Nachbarn hatten nicht so viel Glück. In zehn Fällen hatten die Ganoven in der Kolonie Heideschlößchen Erfolg. Noch schlimmer hat es die drei Kolonien Stichkanal, Dahmsdorf und Atlantis getroffen. Sie liegen nur 800 Meter Luftlinie von der Anlage Heideschlößchen entfernt, dort, wo die Lise-Meitner-Straße am Westhafenkanal in eine Sackgasse mündet. Die 300 Parzellen haben seit Anfang des Jahres schon 48 Einbrüche registriert. Durch die einsame Lage am Stichkanal haben es die Einbrecher in der gleichnamigen Kolonie besonders leicht. „Hier gibt es keinen Durchgangsverkehr und keine Wohnhäuser. Die Ganoven können ungestört werkeln und laufen kaum Gefahr, erwischt zu werden“, sagt Thomas Stolpe (69), Vorsitzender der Kolonie. In den letzten 36 Jahren hatten er und seine Frau Thea 17 Mal ungebetenen Besuch in ihrem Garten. Meist nachts und im Winter.
Mutwillig zerstört
Oft sind es nur Obdachlose, die in den Lauben ihren Rausch ausschlafen. Für die hat das Ehepaar Stolpe sogar noch Verständnis, nicht aber für Vandalismus. „Bei uns wurde schon mutwillig Mehl in den Betten verstreut und die Wände mit Naziparolen beschmiert“, sagt Stolpe. Die Polizei hat vor Kurzem einen 65-jährigen Obdachlosen festgenommen, dem jetzt eine Vielzahl von Einbrüchen zugeordnet wird. Wie ein Polizeisprecher mitteilt, gibt es keinen Rückschluss auf organisierte Bandenkriminalität. Nach Einschätzung von Thomas Stolpe ist für die nächsten Monate mit weniger unerwünschten Besuchen zu rechnen. Weil die Laubenbesitzer im Sommer natürlich viel häufiger vor Ort sind, es länger hell ist und für die Ganoven eine „viel höhere Gefahr besteht, erwischt zu werden.“ Trotzdem wird über Wachschutz und eine bessere Wegebeleuchtung nachgedacht.
Sichtschutz kontraproduktiv. Nachbarschaftliche Rundgänge werden schon heute hin und wieder organisiert. Dass einige Berliner Kleingärtner hohe Hecken pflanzen, findet Ali Çakir kontraproduktiv. „Sichtschutz schützt nicht nur die Privatsphäre, sondern leider auch die Einbrecher.“
Text+Bilder: Christina Praus