SPD fordert Verkehrskonzept für den Kiez.

Mehr Platz und Sicherheit für Fußgänger und weniger Raum für Autofahrer: So funktioniert das Prinzip Begegnungszone. Seit den Querelen um die Entwicklung der Maaßenstraße in Schöneberg steht dieses Modell allerdings in der Kritik. So klagen etwa Händler über zu wenig Parkplätze. Trotzdem hält das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg daran fest, in der Bergmannstraße eine Begegnungszone einzurichten. Jetzt wurden weitere Details bekannt, wie die Flaniermeile, die auch eine Durchgangsstraße ist, künftig aussehen könnte. Von den rund 100 Parkplätzen fallen zwei Drittel weg. Die Farbahn wird von heute rund 8,5 Meter auf 6,5 Meter eingeengt, auch die Kreuzungen werden beengter. So sieht es die Vorplanung für die Testphase der Begegnungszone vor, die Senat und Bezirksamt kürzlich vorgestellt haben. Zudem werden beide Straßenseiten mit Modulen versehen, die Parkplätze ersetzen. Dort sollen zwölf Meter lange und 3,25 Meter breite Holzplattformen mit Sitzbänken und Pflanzen platziert werden. Neben weiteren Fahrradparkplätzen ist vor dem Gesundheitszentrum ein Fußgängerüberweg angedacht. Im kommenden Frühsommer soll der Versuch starten.

Wirtschaftliche Verluste

Das Bezirksamt hatte sich auch wegen der Erfahrungen in Schöneberg für eine Testphase entschieden. Um Anwohner einzubinden und über die Planungsschritte zu informieren, wurde ein Bürgerdialog gestartet. Die Zahl der zu streichenden Parkplätze wurde nach unten korrigiert. Umweltschützer begrüßen das Vorhaben, doch Gewerbetreibende fürchten um wirtschaftliche Verluste.

Uneinigkeit im Bezirk

Auch in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gehen die Meinungen auseinander. Im Sommer hatte die SPD – dort hatte man das Vorhaben ursprünglich begrüßt – einen Antrag eingebracht, der ein sofortiges Stopp des Projekts fordert. Stattdessen soll der Bezirk ein Verkehrskonzept für den Bereich zwischen Gneisenaustraße, Südstern, der Bezirksgrenze zu Neukölln und Tempelhof-Schöneberg und Mehringdamm auf den Weg bringen. Kernpunkt der Forderungen ist – nach dem Vorbild der Graefestaße – die Sperrung der Zossener Straße am südlichen Ende vor der Markthalle, etwa mit Pollern. „Viele nutzen die Straße, wenn sie aus Richtung Mehringdamm und Bergmannstraße nach Mitte fahren“, sagt SPD-Fraktionsvize John Dahl. „Eine Begegnungszone würde den Durchgangsverkehr in die Friesenstraße verlagern, damit wäre niemandem geholfen.“ Eine Sperrung lehnt die Verkehrslenkung Berlin allerdings ab. Der Antrag fand in der BVV keine Mehrheit, doch kritische Nachfragen gab es auch aus der Linke-Fraktion. Dahl hält an seiner Kritik fest: „Wenn Lkw zum Be- und Entladen auch künftig in zweiter Reihe parken, drohen auf der verengten Fahrbahn Staus.“ Für ihn ist offen, welche Maßstäbe der Bezirk bei der Bewertung der Testphase anlegt und inwiefern Anwohner dabei mitreden. „Die Bergmannstraße hat viele Funktionen, daran wird auch eine Begegnungszone nichts ändern“, sagt Dahl.

Nils Michaelis, Bild: imago/Olaf Wagner