Ein Mann erleidet in Zehlendorf einen Herzinfarkt. Jede Hilfe kam zu spät. In der wachsenden Stadt sind die Einsatzkräfte zunehmend überlastet.
Der Rettungsdienst ist an seiner Belastungsgrenze. Gezeigt hat dies ein jetzt bekannt gewordener Fall in Steglitz Zehlendorf: In der Straße Cassinohof hatte ein Mann einen Herzinfarkt erlitten. Geschlagene 17 Minuten benötigte der Rettungswagen, bis er am Ort des Geschehens eintraf – für den Patienten kam jede Hilfe zu spät. Acht Minuten oder weniger sollte dabei ein Rettungswagen im Berliner Stadtgebiet eigentlich nur benötigen dürfen, so die Zielvereinbarung zwischen der Senatsverwaltung und der Berliner Feuerwehr. Der Schnitt 2015 lag stattdessen laut Einsatzstatistik bei 9,63 Minuten.
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Ziel verfehlt: 9,63 Minuten benötigten die Rettungsdienste im Schnitt bis zum Einsatzort
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Rettungsdienste überlastet
In dem Fall in Zehlendorf kamen zwei gravierende Umstände zusammen: ein veraltetes Kartenwerk im Navigationsgerät und die Überlastung des Rettungsdienste. Letzteres ist klares Symptom einer wachsenden Stadt. So musste im aktuellen Fall der Rettungswagen von der 15 Kilometer entfernten Wache Urban in Kreuzberg aus sich auf den Weg machen, da nähere Fahrzeuge selbst im Einsatz waren. Die Fahrer gelangen so immer wieder in Stadtgebiete, mit denen Sie kaum vertraut sind. Laut Berichten will die Feuerwehr ab Anfang April die Einsätze mit einem anderen Alarmierungssystem besser koordinieren und dazu 15 weitere Fahrzeuge in Dienst stellen. Ob das allein reicht, um unter die acht Minuten zu kommen, ist fraglich. Die Zahl der Rettungseinsätze der Feuerwehr sei allein zwischen 2015 und 2016 von rund 360.000 auf 400.000 gestiegen. „Zusammen mit der Senatsverwaltung für Inneres arbeiten wir daran, weitere Rettungsdienstfahrzeuge in Dienst zu nehmen, um diesen Zielen näher zu kommen“, sagt ein Sprecher der Berliner Feuerwehr.
Altes Kartenwerk
Das zweite Problem im konkreten Fall war das veraltete Kartenwerk im Navigationssystem – das jedoch ortskundige Fahrer aus einer näheren Wache womöglich gar nicht erst benötigt hätten. Der Mann erlitt den Herzinfarkt in einer Siedlung, die erst im Jahr 2015 gebaut worden war – das dort entstandene Straßennetz war im Navi indes noch Brachland. Die Folge: Das GPS führte die Sanitäter zwar so nah wie möglich an den Einsatzort – allerdings landeten sie zunächst auf der falschen Seite eines Bahndamms. Die Navis werden bis dato immer bei der jährlichen Tüv-Prüfung aktualisiert – beim letzten Update des Systems hatte es demnach die Straßen eigentlich schon gegeben. Derzeit prüft die Feuerwehr, wie dieser Update-Zyklus optimiert werden kann.
Daniel Seeger, Bild: Imago/Seeliger