Mit seinem „Open Innovation Space“ lockt Hans Georg Näderdie besten Start-ups für digitale Technologien nach Berlin.
Ein Hauch von Silicon Valley im Herzen Berlins: Seit fast zwei Jahren lockt der „Open Innovation Space“ (OIS) auf „Bötzow“ an der Prenzlauer Allee vor allem international besetzte junge Start-ups an, die hier ihre Ideen umsetzen und auf Tauglichkeit prüfen können. „Das ist ein offen zugängliches Haus. Kreative, ideenreich Verrückte sind uns jederzeit willkommen. Hier zünden wir unsere Innovationsrakete Berlin“, sagt Professor Hans Georg Näder, Chef des Medizinunternehmens Ottobock, der das Gelände der ehemaligen Bötzow-Brauerei zu einem technologisch-kulturellen Zukunftsort entwickeln will. Der Unternehmer und Kulturmäzen initiierte den OIS und betreibt ihn gemeinsam mit dem Fab Lab Berlin.
Interdisziplinärer Mix
An 65 Arbeitsplätzen wird hier mit hoch leistungsfähiger Labortechnik gezielt an Konzepten gearbeitet, die unkonventionelle Ideen – insbesondere auf dem Gebiet der digitalen Technologien – schneller produktionsreif machen sollen. Gemeinsam mit den Start-ups, akademischen Einrichtungen oder privaten Erfindern tüfteln die Entwicklungsingenieure von Ottobock mit 3D-Drucker, Lasercutter, Platinen- und CNC-Fräser. „Das schafft einen interdisziplinären Mix, in dessen innovativem Klima Neues ausgebrütet wird“, erklärt Fab Lab-Geschäftsführer Wolf Jeschonnek. Hier werden Ressourcen gemeinsam genutzt, Wissen unkompliziert weitergegeben. „Ein Gewinn für alle“, sagt er und ist überzeugt, dass sie mit dem Knowhow des Labors im Bereich digitaler Produktion schon bald ganz oben mitspielen werden: „Das verändert alles, wie wir in Zukunft projektieren, produzieren und konsumieren werden.“
Innovativer Standort
Inzwischen belegt Berlin einen Spitzenplatz unter europäischen Start-ups. 2015 sammelten die jungen Firmen ein Investitionskapital von 2,24 Milliarden Euro ein. Mega-Deals, wie der Börsengang von Rocket Internet, begünstigten diesen Rekord. Im Vorjahr landete Berlin mit 1,1 Milliarden Euro hinter London, Paris und Stockholm zwar nur noch auf Platz vier, bleibt aber mit großem Abstand Deutschlands innovativster Start-up-Standort. Finanzexperten der Beratungsgesellschaft Ernst & Young, sehen diese Entwicklung nicht problematisch. Ganz im Gegenteil: Die Start-up-Basis sei deutschlandweit breiter geworden. Keine Mega-Deals mehr, sondern solide Förderung vieler mittelgroßer Jungfirmen. So habe sich die Zahl jener Firmen, die zwischen zehn und 50 Millionen Euro einsammelten, von 48 auf 461 fast verzehnfacht. Eine gute Basis für nachhaltiges Wachstum auf dem Weg zu erfolgreichen Mittelständlern.
Jürgen Zweigert, Bild: Fab Lab Berlin