Die Schwaben-Parodien der Schauspielerin Bärbel Stolz werden immer beliebter.
Eine Schwäbin aus Prenzlauer Berg ist der neue Star im Internet: Millionen Menschen klickten schon die Videos der Schauspielerin Bärbel Stolz bei YouTube an. Als „Prenzlschwäbin“ wurde sie mit ihren Sketchen über Flexitarier-Menüs und Lavendel-Hibiskus-Eis zur gefeierten Lachnummer im Netz.
Ursprünglich Bewerbung
Ich treffe Bärbel Stolz in der „Oslo Kaffee Bar“, die in Mitte liegt und nicht in Prenzlauer Berg. Die Schauspielerin, die unter anderem in TV-Serien wie „Türkisch für Anfänger oder „Verliebt in Berlin“ zu sehen war, bestellt sich auch keinen Cortado mit Mandelmilch, den ihre Prenzlschwäbin in den Videos bevorzugt, sondern einen gewöhnlichen Cappuccino. Ursprünglich war die Parodie auf den Alltag einer Schwäbin in dem hippen Berliner In-Bezirk nur als Bewerbungsvideo gedacht. Mit einem Integrationskurs für Schwaben in Berlin wollte die Schauspielerin auf ihr Talent für Rollen mit schwäbischer Mundart aufmerksam machen. Doch die zunächst nur an Freunde verschickten Videos breiteten sich rasend schnell im Netz aus. Der Erfolg der Clips dürfte auch damit zusammenhängen, dass sich viele in den Videos wiedererkennen. Zum Beispiel wenn sich die Prenzlschwäbin über günstige Mietpreise von 15 Euro pro Quadratmeter freut oder von einer eigenen Bäckerei mit gescheiten Brezln träumt. „Manche Freunde können sich die Clips allerdings nicht anschauen, weil sie die Geschichten als zu realistisch empfinden“, sagt Stolz.
Erste Tournee
Im Moment schwimmt Bärbel Stolz auf einer Erfolgswelle. Im Juli veröffentlichte sie ihr erstes Buch. Hier beschreibt sie ebenso persönlich wie humorvoll ihren Weg aus der schwäbischen Provinz in den damals noch weniger angesagten Prenzlauer Berg. Und es verspricht ein ähnlicher Bestseller wie die YouTube-Videos zu werden. Im Herbst steht die erste Tournee, vor allem durch Baden-Württemberg, an. Im kommenden Jahr sollen dann die Dreharbeiten für einen eigenen Kinofilm beginnen. Dass Stolz auch Themen wie steigende Mieten oder Vorurteile gegenüber Kindernamen wie Kevin und Xenia-Adelheid aufgreift, ist Absicht. „Humor ist ein gutes Vehikel, um auf Missstände aufmerksam zu machen“, sagt sie. Kürzlich wurde sie dann doch auch mal ernst und forderte die Verfasser von Hass-Kommentaren gegen Asylbewerber dazu auf, ihren Hass doch bitte auf die Schwaben zu richten. „In Berlin ist das ein erprobtes Mittel zur Aggressionsabfuhr“, schwäbelt es in dem Video. Das könnte sich vielleicht bald ändern, denn solche Schwaben muss auch der Berliner lieben!
Bild/ Text: Philip Aubreville