Stadt und Investor verhandeln mögliche Neubebauung.
Erst Festsaal, dann Filmpalast und schließlich Theater. Das Hansa-Theater in Moabit blickt auf eine lange Geschichte zurück. Nun plant der Investor erneut seinen Abriss. Bereits 2014 gab es Gespräche zwischen dem damaligen Baustadtrat Carsten Spallek und dem Eigentümer des ehemaligen Spielhauses. Letzterer wollte das geschichtsträchtige Gebäude abreißen und im Hof Alt-Moabit 47-49, kleine Studentenwohnungen bauen.
Neuer Bauantrag
Nun liegt der entsprechende Bauantrag vor. Aus den Studentenwohnungen sind zwar Mikro-Apartments geworden, an den Neubebauungsplänen des Investors aber hat sich nichts geändert. 112 dieser Apartments sollen hier entstehen, alle zwischen 25 und 35 Quadratmeter groß. Anwohner sehen die neuen Pläne kritisch, befürchten eine dichte Bebauung. Viele trauern zudem um das Theater, das immerhin einzigartig im Bezirk war. 1888 wurde das Hansa-Theater zunächst als Veranstaltungssaal der „Kronen-Brauerei“ eröffnet, ein Jahr später aber direkt in ein Theaterhaus umgewandelt, in dem unter anderem auch Marlene Dietrich auftrat. 1923 folgte der Umbau zum Großkino und rund 40 Jahre später entstand schließlich das berühmte Hansa-Theater.
Große B
ühne
Auf der Bühne standen Stars wie Heinz Erhardt, Paul Esser oder Harald Juhnke. In den 90er Jahren folgte der Absturz des namhaften Hauses, die Publikumszahlen gingen zurück, der Senat strich schließlich die Subventionen für das 500-Sitze-Haus mitten in Moabit. Mehrere Betreiber scheiterten an dem Versuch das Haus wiederzubeleben. Es musste mehrmals schließen. 2007 folgte ein letztes Wiederbelebungsbemühen: Das Haus öffnete als Theater Engelbrot seine Türen. Mit dabei waren unter anderem HP Vannoni, Ludo Vici und Friedrich Lichtenstein. Zwei Jahre später dann das endgültige Aus, weil es Probleme mit dem damals neuen Vermieter, der Sparkassen Immobilien AG Wien (SIAG), gab. Streitigkeiten um Mietzahlungen und das Fortbestehen des Theaters mündeten letztendlich in seinem Ende. Seither stehen die Räumlichkeiten leer.
Die Hoffnung bleibt
Trotzdem hoffen viele Theater-Fans und Anwohner den Apartment-Neubau noch abwenden zu können. Das aktuelle Bauvorhaben wurde zwar bereits im Oktober des letzten Jahres bauaufsichtlich genehmigt, sanierungsrechtlich aber wurde der Antrag abgelehnt. Nach einer Anfrage des Berliner Abendblatts erklärte das Bezirksamt zudem, dass sich das Stadtplanungsamt Mitte „bezüglich der Planung der Neubebauung-Alt Moabit 46/47 mit dem Eigentümer in Verhandlungen befinde.“ Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) rechnet für Anfang Februar mit neuen Erkenntnissen. Bis dahin hat das Moabiter Theater also noch eine Schonfrist.
Text: Katja Reichgardt, Bilder: imago/Olaf Wagner