Tester-Trio schaut den Großküchen in die Töpfe.
Das Berliner Schulessen soll besser werden. Dafür will eine neue, berlinweite „Qualitätskontrollstelle“ mit Sitz in Pankow sorgen. Was Berliner Großküchen unseren Kindern bisher mittags auftischten, schmeckte vielen Kritikern überhaupt nicht. Die Folge: Immer weniger Kinder nahmen am Schulessen teil. Zu unappetitlich und zu ungesund sei die Kost der Anbieter. Diese verteidigten sich: „Wer besseres Essen will, muss auch mehr zahlen!“
Neu ausgeschrieben
Die Politik sah sich zum Handeln gezwungen. Vor drei Jahren beschloss das Abgeordnetenhaus die Reform des Schulmittagessens und einen Festpreis von 3,25 Euro pro Portion. Die Verträge mit Caterern wurden neu ausgehandelt. Berlin schrieb die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung als Qualitätskriterien zwingend für die Vergabe neuer Verträge mit Essensanbietern vor: Dazu gehören ein vollständiges Verbot für den Einsatz von Geschmacksverstärkern, künstlichen Farbstoffen und Aromen sowie synthetischen Süßstoffen. Auch Formfleisch und gentechnisch veränderte Lebensmittel wurden vollständig aus dem Speiseplan der Kinder gestrichen. Zudem soll das Mittagessen mindestens einen zehnprozentigen Bio-Anteil sowie täglich Rohgemüse beinhalten, festgelegte Warmhaltezeiten sollen gewährleistet werden. Um die Einhaltung dieser Kriterien zu überwachen, wurde bereits mit Verabschiedung des Gesetzes eine zentrale Kontrollstelle angestrebt. Die Senatsverwaltung sah die Bezirke in der Pflicht. Pankow – als einwohnerstärkster Bezirk mit den meisten Schulen – erklärte sich bereit, die „Qualitätskontrollstelle Schulessen“ bei sich in der Fröbelstraße 17 aufzubauen. Drei Jahre wurde über Personal- und Finanzausstattung verhandelt. Jetzt stehen jährlich rund 350.000 Euro zur Verfügung. Eine Ernährungswissenschaftlerin wird ab November das dreiköpfige Team leiten, dem außerdem zwei Lebensmittelkontrolleure angehören.
Regelmäßig unterwegs
Die Kontrollstelle ist bundesweit einzigartig. Die Lebensmittel-Hygienie bleibt Sache der bezirklichen Aufsicht. Stattdessen widmen sich die zentralen Tester den etwa 30 Essensanbietern für die rund 400 Berliner Grundschulen. Deren Großküchen werden künftig regelmäßig aufgesucht, um dort das Essen zu untersuchen. Nach und nach sollen aber auch die Essensausgaben in den Schulen stichprobenartig unter die Lupe genommen werden. Bessere Rahmenbedingungen sind für den Landeselternausschuss sogar entscheidender als manche „Geschmacksfrage“. Vorsitzender Norman Heise sagt: „Vielfach sind die Mensen zu klein, dadurch bilden sich lange Schlangen. Es ist häufig zu wenig Zeit zum Essen.“
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