Wie sich die Meile in der Waldsiedlung auf mehr Besucher vorbereitet.
Noch vor wenigen Jahren war das Image der Ladenstraße am U-Bahnhof Onkel Toms Hütte etwas angestaubt. Mittlerweile hat sich der Komplex zu einem lebendigen Treffpunkt gewandelt.
Sowohl zum Einkaufen in kleinen Geschäften oder auf dem Wochenmarkt als auch für kulturelle Veranstaltungen und Informationsangebote. Es ist ein Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen von Gewerbetreibenden, Nachbarn, Eigentümern und Bezirksamt. Auch die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes hatten Anwohner ins Rollen gebracht. Weil die Meile an der im Sommer eröffneten Dahlem Route liegt, haben die Händler zuletzt daran gewerkelt, den Bereich als touristisches Eingangstor für Zehlendorf herauszuputzen. Weiteren Schub erhoffen sich die Gewerbetreibenden anlässlich des hundertsten Bauhaus-Geburtstages und einer möglichen Nominierung der Bruno-Taut-Siedlung als Unesco-Weltkulturerbe im kommenden Jahr, für die sich die CDU im Bezirk stark macht.
Neue Tourismus-Strategie
Heide Wohlers, beim Ladenstraßen-Verein zuständig für Standortmarketing, schaut selbstbewusst in die Zukunft: „Die Ladenstraße steht besser da als jemals zuvor. Unsere Geschäfte sind komplett inhabergeführt. Obendrein ist die Anlage als seinerzeit erste Ladenzeile mit U-Bahnanschluss denkmalgeschützt. So etwas bietet keine andere Berliner Shopping Mall.“ Auf der Wunschliste steht eine öffentliche Toilette. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat das Bezirksamt beauftragt, sich bei den Eigentümern dafür einzusetzen. Wohlers setzt auf die Tourismusströme, die auch dank der von Senat und Bezirken auf den Weg gebrachten neuen Tourismusstrategie verstärkt die Außenbezirke erreichen sollen. Anfang September haben 20 Berliner Stadtführer an einer Führung durch die Waldsiedlung teilgenommen. Im Rahmen einer Weiterbildung ließen sie sich dafür schulen, Besucher durch den Kiez zu führen. Die Tour startete im Bruno-Taut-Laden im nördlichen Abschnitt der Ladenstraße.
Erhöhte Rutschgefahr
Michael Gaedicke von der Grünen-Fraktion in der BVV würdigt die Erfolge des Standortmarketings. Er sorgt sich allerdings um den baulichen Zustand der Anlage zwischen Riemeisterstraße und Onkel-Tom-Straße: „Bei Starkregen ist die Ladenstraße kaum begehbar. Das Wasser steht dann in den Seitengängen, auch die Lagerräume der Mieter sind immer wieder betroffen, wiederholt wurde Ware beschädigt.“ Selbst bei weniger starkem Regen sei der Boden so rutschig, dass es nahezu unmöglich sei, Waren mit dem Hubwagen anzuliefern. „Die Eigentümer müssen endlich erklären, wie sie das Denkmal langfristig sichern wollen.“
Gaedickes Anfrage beim Bezirksamt ergab, dass Immobilien-Ansorge, BVG und Aldi seit fünf Jahren keine denkmalpflegerische Fördermittel beantragt haben. Wohlers gesteht einen „Modernisierungsrückstand“ ein. Der bauliche Zustand sei „verbesserungswürdig“. Aber es tue sich etwas. Das Dach werde in mehreren Abschnitten saniert. Die BVG habe angekündigt, die Abwasser-Abflussrohre im kommenden Jahr zu überholen. Außerdem hat die BVG zuletzt die Vorhallen des U-Bahnhofs im Rahmen der barrierefreien Erschließung erneuert.
Datum: 26. Oktober 2018. Text: Nils Michaelis. Bild: Fridolin Freudenfett (PeterKuley)/Wikimedia Commons