Investor plant Büros, Wohnungen und Gastronomie an der Karl-Marx-Straße.
Platz für kreatives Arbeiten, Gastronomie, Kultur und Wohnen: Der Umbau der Alten Post gilt als Schlüsselprojekt bei der Wiederbelebung der Karl-Marx-Straße als Einkaufs- und Flaniermeile. Jetzt präsentierte das Immobilienunternehmen Commodus, das den Gebäudekomplex im vergangenen Jahr gekauft hatte, das Nutzungskonzept.
Platz für Ideen gibt es reichlich: Der 111 Jahre alte Bau in der Karl-Marx-Straße, Ecke Anzengruberstraße, verfügt über eine Gesamtmietfläche von knapp 9.000 Quadratmetern. Derzeit wird er umfassend saniert und für die Mischnutzung umgebaut. Auf rund 5.900 Quadratmetern entstehen Büroflächen, die größtenteils als Coworking-Spaces geplant sind – ein Angebot nicht zuletzt für die zahlreichen Kreativschaffenden und Start-ups im Norden des Bezirks. Der Rest ist für Einzelhandel und Gastronomie vorgesehen. In der ersten Etage und der zugehörigen Dachterrasse soll ein Restaurant für neuen Glanz sorgen. Das zweite Bestandsgebäude in der Donaustraße 42, das ehemalige Fernmeldeamt, wird in einem späteren Bauabschnitt mit zwei Wohnetagen aufgestockt. Beide Häuser werden durch einen noch zu errichtenden Riegelbau verbunden, der auf circa 5.000 Quadratmetern günstigen Wohnraum für Studenten und Familien, aber auch hochpreisige Maisonettewohnungen beherbergen wird. Dafür nimmt der private Investor rund 50 Millionen Euro in die Hand. Ende 2019 sollen die drei Einzelvorhaben abgeschlossen sein.
Begrenzter Platz
Nicht realisiert wird die ursprünglich geplante Kita. Ein Vertreter von Commodus verwies auf das begrenzte Platzangebot im Innenhof, der zudem Parkplätze beherbergt. Weitere Stellplätze schloss Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) aus.
Im Vorfeld der jetzt erteilten Baugenehmigung hatten der Bezirk und das Immobilienunternehmen mitunter zähe Verhandlungen geführt, mussten doch unterschiedliche Interessen unter einen Hut gebracht werden, um den seit 15 Jahre leerstehenden Bau mit neuem Leben zu erfüllen. Außerdem mussten Wege gefunden werden, die Vergangenheit erfahrbar zu machen und zugleich neue Wege bei der Nutzung zu gehen. Ganz zu schweigen von den Denkmalschutzbestimmungen.
„Die Alte Post bleibt nicht nur als markantes Baudenkmal im Herzen Neuköllns erhalten“, so Biedermann. „Mit der künftigen Mischnutzung aus Gewerbe und Gastronomie wird eine der wichtigen Schlüsselimmobilien im Sinne der Sanierungsziele wiederbelebt und setzt ein wichtiges Zeichen für die weitere Entwicklung des Neuköllner Zentrums.“
Jugendkunstschule bleibt. Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) erklärte: „Ich freue mich, dass nach 15 Jahren Leerstand bald wieder neues Leben an diesen historischen Ort zurückkehrt. Dieses Projekt ist ein Meilenstein für die weitere Entwicklung der Karl-Marx-Straße und ein gutes Beispiel, was in Zusammenarbeit zwischen Bezirk und Unternehmen möglich ist.“ Besonders wichtig für den Bezirk sei, dass das Young Arts Neukölln und die Jugendkunstschule Neukölln weiterhin Mieter in der Alten Post an der Donaustraße bleiben können. Fast 2.000 Kinder nehmen jedes Jahr an den Kursen und Angeboten teil. „Für solche Orte muss es auch im Szene-Kiez weiterhin Platz geben“, so Giffey.
Nils Michaelis, Bild: Commodus