Die Afrikanische Schweinepest rückt näher an Berlin heran. Die Krankheit wäre für die wertvollen Weideschweine im Museumsdorf Düppel hochgefährlich. Für eine sichere und angemessene Unterbringung fehlt das Geld.
Seit 1981 arbeiten Experten im Museumsdorf Düppel in einem Züchtungsprogramm daran, ein möglichst genaues Abbild des im Mittelalter in Deutschland verbreiteten Schweins hervorzubringen. Nun besteht die Gefahr, dass die Afrikanische Schweinepest in den Bestand eindringt. Müssten dann die Tiere getötet werden, wäre dies „das Ende der wertvollen Gen-Ressource, die in mühsamer Arbeit entstanden ist“, sagt die zuständige Archäologin Julia Heeb.
In Düppel will man auf den Ernstfall vorbereitet sein
Noch registrierte das Friedrich-Löffler-Institut keinen Fund eines befallenen Tieren in unmittelbarer Nähe, aber die Tabellen führen für den 16. November an: Fund einer Bache und eines Frischlings im Landkreis Oder-Spree, zwei infizierte Frischlinge in Märkisch-Oderland. In Düppel will man vorbereitet sein auf den Ernstfall. Träte der ein, so Julia Heeb, müssten die Tiere eingesperrt werden, könnten sich nicht mehr in ihrem Freigehege aufhalten, schon gar nicht auf Weideflächen.
Allerdings ist der vorhandene Stall recht marode und ungeeignet, die Seuchenbestimmungen zu erfüllen. Heeb treibt akut das Problem um, die zusätzlichen Seuchenschutzmaßnahmen wie die Anschaffung von Containern zu finanzieren. Das Stadtmuseum Berlin, zu dem das Museumsdorf Düppel in Steglitz-Zehlendorf gehört, übernimmt einen erheblichen Anteil, aber es reicht noch nicht, um die wertvollen Tiere zu schützen. Deshalb bittet das Museumsdorf um Spenden (Kontaktdaten dazu am Ende des Beitrags). Ansonsten würde den Tieren die Unterbringung in Käfigen drohen.
Der Erreger der Afrikanischen Schweinepest ist sehr hartnäckig
„Der Erreger ist sehr hartnäckig“, sagt Heeb, „war jemand zum Beispiel in einem Wald im östlichen Brandenburg spazieren und kommt dann zu uns, kann der Erreger noch Wochen später von den Schuhen zum Beispiel auf eine Eichel übertragen werden.“ Wirft dann ein Kind die Eichel in das Gehege, landet die Krankheit bei den Tieren.
Derzeit leben nur drei erwachsene Exemplare in Düppel: Ein neuer Zuchteber namens James – passenderweise mit der Ohrmarkennummer 007 – ist vom Veterinärmedizinischen Institut der Freien Universität, gleich in der Nachbarschaft des Museumsdorfes, zu den beiden Düppeler Damen Greta und Molly gezogen. Diese sind Töchter des alten Zuchtpaares Fritz und Paula. James ist ein Wollschwein und soll Gene einbringen, die die bisherige Züchtung wieder etwas wegführen vom starken Wildschweineinschlag.
Das Mittelalterschwein war hochbeinig und marschtüchtig
Als der Genetiker Werner Plarre 1981 das Zuchtprogramm startete, bestand das primäre Ziel darin, ein dem Landschafts- und Gebäudebild des mittelalterlichen Dorfes äußerlich entsprechendes Tier hervorzubringen – und die sahen damals völlig anders aus als das moderne Mastschein mit langem, dickem Leib und kurzen Beinen. Das Mittelalterschwein war hochbeinig und marschtüchtig, hatte Stehohren und einen Karpfenrücken. Die Farben variierten in verschiedenen Brauntönen oder gelb bis weiß-gefleckt.
Eines der Ziele ist es auch, ursprüngliche Charaktereigenschaften wiederzubeleben, die das Mastschwein in der drangvollen Käfig-Enge ohne Auslauf verloren hat: Fürsorglichkeit bei der Ferkelaufzucht, Geselligkeit in der Rotte, Robustheit gegen das Wetter im Freien.
Spendenaufruf für die Schweine im Musuemsdorf Düppel
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Dieser Beitrag entstand mit Unterstützung der Berliner Zeitung. Den Originalartikel finden Sie hier.
Datum: 20. November 2020, Text: Maritta Tkalec, Bild: Stadtmuseum Berlin/Melanie Huber