PS-Grenze für Fahranfänger soll per Gesetz kommen

Fahranfänger mit hochmotorisierten Luxus-Autos und riskanten Fahrweisen und Rasereien  gefährden nicht nur sich selbst, sondern auch andere Berliner Verkehrsteilnehmer. Eine PS-Grenze per Gesetz könnte die jungen Autoraser mächtig ausbremsen.

Bei rund 64 Prozent aller durch Pkw-Beteiligung verschuldeten Verkehrsunfälle in Berlin saßen in den vergangenen Jahren Autofahrer im Alter von 18 bis 24 Jahren hinter dem Steuer. Ob Tempo-30-Zone, Stadtautobahn, Ku’damm oder Schnellstraße – gerade junge Autofahrer treten überall in Berlin mächtig aufs Gas, um mit röhrenden Motoren und quietschenden Reifen anzugeben und sich im Geschwindigkeitsrausch mitten im Berliner Stadtverkehr zu messen. Laut Datenmaterial der Senatsverwaltung für Justiz sind die erwischten Raser dabei zu 97 Prozent männlich und meist im Alter von 18 bis 30 Jahren.

Zwei traurige Beispiele

Dass diese Fahrer nicht nur sich selbst, sondern auch andere Berliner Verkehrsteilnehmer gefährden, ist inzwischen traurige Wahrheit. 2016 wurde bei einem illegalen Ku’damm-Rennen zwischen Marvin N. (Audi A6/220 PS) und Hamdi H. (Mercedes AMG/ 400 PS) der kleine Jeep des unbeteiligten 69-jährigen Fahrers Michael W. gerammt. Dieser verstarb noch am Unfallort.

Und vor knapp zwei Jahren raste der 25-jährige Bilal K. mit einem 455 PS starken Mercedes die Chausseestraße entlang. Mit 82 Stundenkilometern erfasste dieser den 26-jährigen Studenten Karl Bagusat, der zu Fuß die Fahrbahn überqueren wollte. Begusat, Sohn der prominenten Fernsehmoderatorin Gräfin Stephanie von Pfuel, wurde gegen die Frontscheibe und dann in den Gegenverkehr geschleudert. Er erlag später seinen schweren Verletzungen. Der Unfall wäre bei Einhaltung der dort zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h vermeidbar gewesen, befanden die Richter im Verfahren gegen Bilal K., der sich den Boliden „bei einem Freund ausgeliehen“ hatte und zugab, „gestresst gewesen“ zu sein.

ADAC mit nachsichtiger Haltung

„Die Unfallzahlen zeigen, dass junge Führerscheinneulinge im Straßenverkehr generell überdurchschnittlich auffällig sind“, räumt Andreas Hötzel, Sprecher des ADAC Deutschland, ein. Das liege zum einen an mangelnder Fahrroutine, zum anderen an altersspezifischen Verhaltensweisen. „Eine pauschale Begrenzung der Motorisierung ist aus Sicht des ADAC nicht praktikabel und sinnvoll. Hier sollte man nicht generalisieren, sondern durch Verbesserungen im Fahrausbildungsprozess den jungen Fahranfängern auf ihrem Weg zu sicheren Verkehrsteilnehmern helfen“, so der ADAC-Sprecher.

PS-Grenze per Gesetz

Einen Gesetzesentwurf zur PS-Beschränkung für junge Fahranfänger will jetzt dagegen Berlins Justizsenator Behrendt in die bundesdeutsche Legislative geben. Demnach soll es ein Vermietverbot von PS-starken Autos sowie eine generelle PS-Begrenzung für Führerscheinneulinge geben – eine Obergrenze von 200 bis 250 PS ist dazu geplant. Die Chancen stehen nicht schlecht, so Senatssprecher Sebastian Brux, dass bereits im kommenden Jahr, eine solche Regelung in Kraft treten könnte. Bislang galt für Fahranfänger ausschließlich die sogenannte Probezeit-Einschränkung in den ersten beiden Jahren nach dem Führerscheinerwerb. Gröbere Verkehrsverstöße hatten in dieser Frist die verpflichtende Teilnahme an Aufbauseminaren oder verkehrspsychologischen Beratungen zur Folge. Nach mehrmaligen groben Verstößen sieht diese Regelung auch den Entzug der Fahrerlaubnis vor. 

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Datum: 2. September 2021, Text Stefan Bartylla, Bild: imago images/Stefan Zeitz