Anwohner trauen den Modernisierungsplänen der Vonovia nicht.
Es brodelt im Reinickendorfer Lettekiez: Die fast 90 Jahre alten, denkmalgeschützten Häuser entlang der Letteallee, Reginhard-, Kühlwein- und Mickestraße sollen umfangreich saniert und modernisiert werden. 33 Wohnungen sind davon betroffen, eine Hälfte in diesem, die andere im nächsten Jahr. Doch zu welchem Preis? Viele Mieter trauen den Plänen der Vonovia nicht, bezweifeln Umfang und Kosten der Modernisierung. Zur jüngsten Versammlung der Initiative „Mieterprotest Lettekiez“ kamen 200 besorgte und wütende Anwohner – überwiegend ältere, alteingesessene Mieter. Viele von ihnen sind Rentner oder Geringverdiener und würden eine Mietsteigerung von bis zu 130 Euro nicht verkraften. „Deshalb fordern wir, die Umlagekosten zu reduzieren und individuelle Lösungen für die Mieter“, sagt Silke Lehmann vom „Mieterprotest“. Zwar habe die Vonovia die Modernisierungskosten auf 1,50 Euro je Quadratmeter – statt der errechneten 2,83 Euro – gedeckelt, doch hole sie diesen Verlust auf anderem Wege wieder rein.
„Alles, was laut Mietspiegel den Wohnwert steigert und als Modernisierung umlagefähig ist, wie Hänge-WC, beheizbare Handtuchhalter, wird gemacht. Viele wollen das nicht, denn das treibt die Miete hoch“, betont Lehmann. Größter Kritikpunkt ist die Erneuerung der Heizungen und Warmwasserversorgung. Entgegen der ursprünglich vorgesehenen Verteilstation im Hauskeller, bekommt nun jede Wohnung ein eigenes, aufwändig einzubauendes Verteilsystem. „Ein wahnwitziges Geflecht von Rohren quer durch alle Räume“, klagen die Mieter. Zudem bezweifeln sie die zugesagte Energieeinsparung von 50 Prozent.
Kein Luxus
Die Vonovia sieht das völlig anders. Deutschlands größter Immobilienkonzern besitzt und verwaltet rund 400.000 Wohnungen. In das „Projekt Lettekiez“ investiert er rund 21 Millionen Euro. „Mehr als die Hälfte davon sind Instandhaltungsmaßnahmen und werden komplett von uns getragen“, sagt Pressesprecherin Bettina Benner.
Das Unternehmen mache keine Luxussanierungen, respektiere den Berliner Mietspiegel, wolle zufriedene Mieter, „die bis ins hohe Alter bei uns wohnen bleiben“, versichert sie. Sie bewertet die Vor-Ort-Gespräche als „durchweg konstruktiv und lösungsorientiert“. Benner verspricht: „Bei finanziellen Härten prüfen wir nach Abschluss der Maßnahmen, wie wir die Modernisierungsumlage der individuellen Situation anpassen.“ Die Mieter beruhigt das nicht, sie bleiben skeptisch. Nur schöne Worte, so lange es keine schriftlichen Zusagen gibt. „Klar bleiben wir dran“, sagt Silke Lehmann.
Text & Bilder: Jürgen Zweigert