Erinnerungen an den Mauerbau vor 60 Jahren: Mit zahlreichen Veranstaltungen gedenkt Berlin vom 13. bis 15. August 2021 dieses geschichtsträchtigen Ereignisses.
Eine Mauer quer durchs Leben: Als in den frühen Morgenstunden des 13. August 1961, also genau vor 60 Jahren, Stacheldrahtzäune gezogen wurden und mit dem Bau der Mauer durch Berlin begonnen wurde, war die damals 17-jährige Heidi aus Mecklenburg-Vorpommern gerade zu Besuch bei ihrer Verwandtschaft in West-Berlin und drauf und dran, sich dort in einen jungen Mann namens Gunnar zu verlieben.
Durch die plötzliche Spaltung Deutschlands stand sie von einem Tag auf den anderen vor einer Entscheidung, die ihr Leben komplett verändern sollte. Würde sie zurückkehren nach Mecklenburg-Vorpommern, um dort ihre Lehrerausbildung mit Aussicht auf eine vielversprechende Karriere zu beginnen? Oder sollte sie der Liebe folgen? Sie folgte der Liebe. Sie blieb bei ihrem Gunnar. Die beiden heirateten und leben nun seit 59 Jahren in Marienfelde.
Diese und andere Erinnerungen an eines der geschichtsträchtigsten Ereignisse in Deutschland sind an diesem Wochenende Thema in Berlin. Denn vom 13. bis 15. August gedenkt die Hauptstadt mit zahlreichen Veranstaltungen des Mauerbaus vor 60 Jahren.
Filme nonstop
Das Filmfestival im Mauerpark etwa widmet sich drei Tage lang (vom 13. bis 15. August) diesem 155 Kilometer langen Bollwerk, das Berlin für mehr als 28 Jahre zerschnitt. Rund 75 Filme, Dokumentationen und Archivschnipsel aus Ost und West, darunter auch Animations- und Kurzspielfilme aus jüngerer Zeit, versprechen überraschende Einblicke in ein besonderes Kapitel deutscher Geschichte. „Dafür sind wir tief in die Archive gestiegen und waren beim Auswählen der Zeitzeugnisse manchmal selbst überrascht, wie schnell sich im Rückblick persönliche Perspektiven durch einschneidende Ereignisse wandeln können“, heißt es seitens des Gechichtsbüros Müller, das das Festival unter dem Titel „Mauerfilme“ auf die Beine gestellt hat. Das komplette Programm gibt es hier.
Panberliner Picknick
Bei einem gemeinsamen Picknick entlang des ehemaligen Grenzstreifens der Berliner Mauer (genau: Areal der Gedenkstätte Berliner Mauer, gegenüber vom Besucherzentrum Bernauer Straße 119) am 14. August zwischen 10 und 18 Uhr können Grenzen bei Gesprächen überwunden werden. An diesem Tag sollen Menschen am besten mit jemand Neuem, vielleicht der Nachbarin, die sonst nur flüchtig gegrüßt wird, picknicken gehen, um sich über den Mauerbau und die politischen Grenzen sowie persönliche Erfahrungen auszutauschen. Wer einen Gegenstand besitzt, der persönliche Grenzerfahrungen zeigt, kann diesen filmen und dokumentieren lassen. Weitere Infos gibt es hier.
Tanzen an der Mauer
Am 14. und 15. August, jeweils um 14 Uhr, präsentieren die Stiftung Berliner Mauer und das Theater Thikwa die Tanzperformance „Auf kurze Distanz“. Thematisch geht es um Entfernung und Nähe. Für die Vorstellung auf dem Areal der Gedenkstätte Berliner Mauer (Bernauer Straße 115) haben die Künstler Linda Weissig und Stephan Sauerbier neue Szenen erarbeitet. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Performance dauert 15 Minuten.
Mauerbau forderte viele Opfer
Diese und weitere Veranstaltungen sollen an den Mauerbau und seine Folgen erinnern sowie der Opfer von Mauer und Teilung gedenken. Immerhin wurden zwischen 1961 und 1989 mindestens 140 Menschen an der Berliner Mauer getötet oder kamen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben. Darüber hinaus verstarben mindestens 251 Reisende aus Ost und West vor, während oder nach Kontrollen an Berliner Grenzübergängen.
Noch mehr Events, darunter auch Workshops, Konzerte und digitale Angebote, hat die Stiftung Berliner Mauer für dieses Wochenende zusammengestellt. Eine Übersicht dazu findet sich hier.
Datum: 12. August 2021, Text: Sara Klinke, Bilder: IMAGO / Stefan Zeitz, United Archives