Online-Petition fordert den Erhalt des hoch profitablen Werkes in Tegel.

Rigorose Abbaupläne der VW-Tochter MAN Diesel & Turbo SE Augsburg: 300 von 520 Arbeitsplätzen im Tegeler Werk sollen den Zukunftsplänen des Konzerns geopfert werden. Solidarität erfährt die empörte und verunsicherte Belegschaft jetzt auch von einer Online-Petition, die sich an den MAN-Vorstandsvorsitzenden, Uwe Lauber, sowie an Berlins Regierenden Bürgermeister, Michael Müller (SPD), richtet. Bereits mehr als 2.000 Unterstützer haben sich auf www.change.org dem Protest gegen den Stellenabbau und für den Erhalt eines hoch profitablen Werkes angeschlossen.

Sozialer Sprengstoff

Die Verhandlungslinie der Belegschaft sei klar: „Wir wollen die Rücknahme der Pläne zum Arbeitsplatzabbau und den Erhalt der kompletten Kompressorenproduktion“, fordert Silvio Weigelt, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender. Es dürfe keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Sobald die Gespräche begännen, würde die Belegschaft – je nach Verlauf – mit verschiedenen Maßnahmen Druck auf die Verhandlungspartner ausüben. Neben dem beträchtlichen Imageschaden für den Industriestandort Berlin, würde der Kahlschlag im Tegeler Werk für sozialen Sprengstoff sorgen und unabsehbare Folgen für die betroffenen Familien und die Infrastruktur bedeuten.

Nötige Einschnitte

Doch Augsburg sieht das anders und bleibt hart. „Wir konzipieren einen Verbund der Fertigungsstandorte der Turbomaschinensparte“, sagt MAN Diesel & Turbo-Pressechef, Jan Dietrich Müller. Dabei ginge es um eine Ergebnisverbesserung von insgesamt 450 Millionen Euro; aus den geplanten Strukturmaßnahmen würde lediglich ein Anteil von 100 Millionen Euro erzielt. Müller: „Die Einschnitte sind nötig, weil der Markt für Turbomaschinen einbricht, allein von 2013 bis 2015 um ein Drittel. Aufgrund des niedrigen Ölpreises investieren die Ölunternehmen kaum in Neuanlagen, die Gewinnmargen sind extrem niedrig.“ Deshalb sei die Komponentenfertigung für einzelne Standorte eine sinnvolle und nachhaltige Lösung – und das Werk Tegel verfüge über moderne Fertigungstechnologien, etwa CNC-Maschinen für die Zahnradfertigung. Allerdings werden dafür vor Ort weniger Leute gebraucht.

Völlig offen ist, wie lange sich die verlängerte Werkbank mit dann nur noch 200 Beschäftigten überhaupt halten kann. Der Vorstand strebe schnell konkrete Verhandlungen an und wolle rasch Klarheit, auch im Interesse der Mitarbeiter, schaffen. Viele sagen: Berlins Politik ist gefordert, für eine Klarheit zu sorgen, die Menschen nicht in die Arbeitslosigkeit entlässt und einen innovativen Industriestandort erhält.

Jürgen Zweigert, Bild: imago/Jürgen Heinrich