Bauen: Auf der Humboldt-Insel entsteht ein exklusives Wohnquartier.
„Zeitweise hatten wir hier das wohl größte Schwimmbad Berlins“, schmunzelt Hermann Hahn, Generalbevollmächtigter der Düsseldorfer Martrade Immobilien GmbH. Nach dem Erdaushub stand die 5.000 Quadratmeter große Baugrube der Tiefgarage monatelang komplett unter Wasser. Dauereinsatz für die Taucher, die unter schwierigsten Bedingungen das Becken sicherten und den Beton einbrachten. Der Baufortschritt verzögerte sich um fast ein Jahr.
Lange gestritten
Auf der schmalen Humboldt-Insel manövrieren Betonmischer und andere Baufahrzeuge geschickt an den fast rohbaufertigen Häusern vorbei. Das vor 100 Jahren künstlich angelegte, 600 Meter lange Eiland zwischen Hafen und Tegeler Fließ beherbergt demnächst ein spektakuläres Wohnquartier, einzigartig in Architektur und Lage. Perlenschnurartig aufgereiht, ziehen sich die Steg- und Doppelhäuser an der Hafenseite entlang; in zweiter Reihe liegen vier Stadtvillen. Für mehr als 40 Millionen Euro entstehen 78 Wohnobjekte, davon 44 direkt am Wasser. Clou des Ganzen sind vier „Floating Houses“: Um sie schwelte ein langer Streit zwischen Bauherrn, Bezirksamt und Senat. Denn eigentlich sollten es zwölf werden. Doch der Senat will keine schwimmenden Häuser auf Berlins Gewässern. Weil das hier jedoch eine abgeschiedene Hafenlage ist, einigte man sich schließlich auf vier Häuser. Es bleiben wohl – vorläufig – die einzigen in Berlin.
„Natürlich kostet diese Exklusivität einiges“, sagt Hahn. „Die Quadratmeter-Preise liegen zwischen 3.400 bis 5.000 Euro; für ein Floating House muss man schon mehr als eine Million aufbringen.“ Der Vermarktung stehen die gepfefferten Preise jedoch nicht im Weg: 80 Prozent der Wohnungen fanden bereits ihre Käufer; mehrheitlich aus dem Berliner Raum und anderen Bundesländern, lediglich 10 Prozent kommen aus dem Ausland.
Guter Mix
Reinickendorfs Baustadtrat Martin Lambert (CDU) freut sich über das Baugeschehen auf der Insel und verweist auch auf die insgesamt fast 90 Wohnungen, die in letzter Zeit auf der gegenüberliegenden Seite an der Humboldt-Bibliothek und auf der Tegeler Insel entstanden. „Wir brauchen einen guten Mix aus bezahlbarem Wohnraum und gehobenem Standard“, sagt er. „Ist ja auch gut für die nahen Geschäfte, wenn hier Menschen wohnen, die ein paar Euro mehr in der Tasche haben.“ Schließlich werte das die gesamte Gegend auf. Doch noch geben die künftigen „Humboldt-Insulaner“ ihre Euros andernorts aus. „Wir arbeiten mit Hochdruck. Im Sommer wollen wir Richtfest feiern, und nächstes Frühjahr sollen die Bewohner kommen“, versichert Hermann Hahn.
Jürgen Zweigert / Bild: Martrade Immobilien