Auch wenn das vergangene Jahr vielen Berlinern eher mit vielen Regentagen in Erinnerung geblieben ist: Fakt ist, dass der Grundwasserspiegel der Berliner Gewässer auch 2020 stark gesunken ist. So auch in Lichtenberg.

Schlechte Wasserbilanz

Das Lichtenberger Naturschutzamt teilt mit, dass die Gewässerstände im Bezirk im Vorjahresvergleich um fast einen Meter gesunken sind. Grund dafür ist eine seit drei Jahren zu beobachtende negative Wasserbilanz. Diese entsteht, wenn mehr Wasser verdunstet und versickert als durch Niederschlag zugeführt wird. Die Anzahl der Niederschläge und deren Wassermengen fallen zunehmend geringer aus.

Der häufiger auftretende Starkregen sorgt nur schlecht für einen Ausgleich – das Wasser fließt größtenteils oberflächlich ab. Eine positive Wasserbilanz gab es zuletzt im Jahr 2017. Damals gab es so viel Niederschlag, dass sich alle Pfuhle und Teiche füllen konnten. Auch die Grundwassermessstände waren in dieser Zeit auf einem guten Niveau. Die Jahre 2018, 2019 und 2020 hingegen waren heiß und trocken.

Bezirk füllt kleinere Teiche selbst auf

„Das Umwelt- und Naturschutzamt hat in der Vergangenheit einige für den Artenschutz wichtige Gewässer während der Laichsaison mit Trinkwasser auffüllen lassen, um der Austrocknungsgefahr entgegen zu wirken”, erklärt dazu Lichtenbergs Bezirksstadtrat Martin Schaefer (CDU). Darüber hinaus habe man fünf kleinere Solarbrunnenanlagen gebaut, die das Grundwasser aus bis zu 50 Metern Tiefe fördern. Diese befinden sich derzeit im Anpassungsbetrieb. „Einige Gewässer, wie der Orankesee und der Fennpfuhl, verdanken ihren stabilen Wasserstand leistungsstärkeren Tiefbrunnen“, erklärt der Stadtrat.

Vor allem Frösche, Kröten und Molche benötigen in den Frühjahrs- und Sommermonaten zur Laichablage einen stabilen Wasserstand. Jedoch können technische Zusatzlösungen nicht an allen Gewässern eingesetzt werden. Neben der Wirtschaftlichkeit spielt auch der Schutz des Grundwassers eine große Rolle.

Nachhaltige Schäden

Ein leider nachhaltiger Effekt des sogenannten Trockenfallens von Gewässern ist, dass sich im flachen Wasser Sumpf- und Schilfpflanzen ausbreiten. Ist ein Gewässer über mehrere Jahre trocken, beginnen dort außerdem Sträucher und Bäume (Weiden, Erlen) zu wachsen und verbrauchen zusätzlich Wasser. Auch die Wasserqualität wird beeinflusst: Gewässer, die wenig Wasser führen, erwärmen sich schneller, was einen sinkenden Sauerstoffgehalt zur Folge hat.

Die Konzentration von Phosphor und Stickstoff hingegen steigt stark an. Das Gewässer fängt an zu faulen und zu stinken. So ist zum Beispiel der Gutsteich Falkenberg nach vielen Jahren wieder trockengefallen. Die austrocknenden Gewässer können außerdem ihre Biotopfunktion als Lebensraum für Flora und Fauna nicht mehr wahrnehmen.

Datum: 16. Februar 2021, Text: red, Bild: privat