Mitarbeiter des ehemaligen Monbijou-Theaters bleiben außen vor.

Der nächste Akt in der Tragödie um die Fortführung des Monbijou-Theaters hatte Mitte Mai seine Aufführung am bekannten Ort jenseits des Bode-Museums. Bekannt ist: Das Monbijou-Theater soll laut Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Mitte vom Freundeskreis Monbijou Theater e.V/ Theater an der Museumsinsel fortgeführt werden. Die Vorsitzenden des Vereins, Maurici Farré, David Regehr und Matthias Horn sind allesamt langjährige Weggefährten des bisherigen und jetzt ausgebooteten Theaterleiters Christian Schulz.

Viele Interessenten

Der soll in den vergangenen Jahren unrechtmäßig in die eigenen Taschen gewirtschaftet haben. „Mit einem intrans-parenten Firmenkonstrukt hat er sich in unangemessener Weise auf Kosten aller Beteiligter und der Allgemeinheit bereichert“, heißt es in einem Flugblatt, das die neuen Macher des „Theaters an der Museumsinsel“ nun verteilten. Von unnummerierten Theaterkarten und übergroß dimensionierten Gastronomieflächen am Uferweg ist auf Nachfragen die Rede. Diesen Tatbestand streitet Schulz ab. „Von jetzt an machen die Mitarbeiter das Theater selber“, heißt es in dem Flugblatt der neuen Theatermacher weiter. Aus dem Ensemble heraus seien die meisten Schauspieler der neuen Saison bekannte Gesichter, die genauso, wie viele Mitarbeiter hinter den Kulissen seit vielen Jahren bestens vertraut sind mit diesem Ort.

Andere Version

Eine Ansicht, die große Teile des bisherigen Ensembles des Monbijou-Theaters nicht teilen. Zur Mitarbeit am Stück „Faust – Schönheit, Liebe, Arbeit“, die zum 8. Juni am alten Ort geplant ist, sind die ehemaligen Beschäftigten hinter der Bühne nämlich gar nicht erst angefragt worden. „Dass fast alle Theater-Mitarbeiter mit den neuen Betreibern mitgegangen sind, ist schlichtweg gelogen“, erklärt Isa Mehnert, die seit 25 Jahren bei den Aufführungen als Kostümbildnerin tätig war, in einem offenen Brief an die Pressevertreter. „Es wurde immer nur über uns und nicht mit uns gesprochen und über unsere Köpfe hinweg entschieden“, sagt auch die langjährige Maskenbildnerin Nina Dell. Weil „die Freunde des Monbijou-Theaters“ zu sehr damit beschäftigt gewesen waren, ihren Kleinkrieg zu führen, habe man sich jetzt auf Kosten des bisherigen Theaterbetriebs profiliert. „Uns interessiert jedoch die Zukunft der Bühne, der Strandbar, des einzigartigen Ortes, weil schlicht und einfach unsere Existenzen und unsere Herzen daran hängen und wir dafür leben“, stellt Nina Dell klipp und klar fest. „Ich bin nicht damit einverstanden, was andere Kollegen gerade durchmachen, weil sie ihren Job verloren haben und nicht als wichtiger Teil dieses Übergangs angesehen werden“, sagt auch Kostümbildnerin Verónica Toledo de Marth und führt aus, „Der Ort, den die Mitarbeiter hier geschaffen haben, war ein Produkt von mehr Menschen als diejenigen, die im zukünftigen Theater tätig sein sollen“.

Ohne Bühne

Zum Premierentermin unter Federführung des neuen Vereins in drei Wochen fehlt indes noch ein weiteres wichtiges, aber gewaltiges Detail: Bühne und Publikumsreihen des Amphitheaters lagern noch immer unaufgebaut auf dem Gelände. Eigentümer ist Christoph Schulz, der diese Installationen wohl kaum den neuen Betreibern zur Verfügung stellen dürfte. Neue Bauten sollen zum Premierentermin fertig gestellt sein, versprechen die neuen Theatermacher. Eine Terminsetzung mit durchaus sportlichen Ambitionen, wie alle Beteiligten finden.

Datum: 23. Mai 2019, Text und Bild: Stefan Bartylla