Bislang konnte die Impfstrategie in Deutschland nicht gerade mit Schnelligkeit und Flexibilität punkten. Einige Berliner wurden aber bereits geimpft. Darunter auch Friedrich W. Zimmermann, der seine Impferfahrung schildert:
Weil ich schon so alt bin, bekam ich nun auch meine erste Spritze. Durch gute und schlechte Ratschläge verunsichert, finde ich den Weg nach Wedding ins Erika-Heß-Eisstadion, Impfzentrum Müllerstraße 185. Für Autofahrer gut ausgeschildert, nur ich muss als Fußgänger suchen, da die Straßenschilder mit den Hausnummern darunter nicht mehr gepflegt werden. Von Weitem sehe ich dann ein heftiges Hin und Her von Taxen, an einer Grundstückseinfahrt. Da muss es sein.
Am Eingang werde ich freundlich von einem der Wachmänner gefragt, ob ich einen Termin hätte. Ja, habe ich, will ihm schon meinen Code zeigen. Er winkt mich aber gleich weiter. Auffällig die vielen jungen Helferinnen und Helfer, die sich um die Besucher kümmern. Nachdem ich meinen Code gezeigt habe, winkt mich der Code-Prüfer durch. Ja, in stehe auf der Liste. Schon hier werde ich von einer jungen Frau übernommen, sie zeigt mir die Treppe in Richtung zu den Impfzellen. „Und, halten Sie sich am Geländer gut fest. Achtung, Stufe!“
Eine Art Postschalter hinter Plexiglas
Im Vorraum stehen Stühle, wir warten auf Distanz. Auch ich mit einer neuen Maske (meine blaue OP-Maske wurde gleich am Eingang durch eine FFP2-Maske ersetzt). In den Wartereihen sehe ich Männer und Frauen meines Alters, die Gruppe der über 80-Jährigen hat heute einen Termin. Nach kurzer Wartezeit holt mich eine junge Frau und bringt mich zu einer ebenso jungen Frau, die an einer Art Postschalter hinter Plexiglas meine Unterlagen prüft. Ja, ich bin der, den sie im Computer hat. Ausweis. Ich bekomme ein neues, aktuelles Aufklärungsblatt, welches ich unterschreiben muss. Den Anamnese-Bogen, mit der wichtigsten Frage: Ist bei Ihnen eine Allergie bekannt? Ja, ist. Auf der schriftlichen Einwilligungs-Erklärung bestehe ich darauf, mit einem Arzt vorher zu sprechen.
Danach geht es in die Kabine. Dort wartet schon ein Helfer und zeigt mir den Hocker, auf den ich mich setzen soll. Warten bis der Arzt oder die Ärztin kommt. An der Wand eine Liste mit den Namen der eingeteilten Impfärzte. Die Schale mit der aufgezogenen Spritze steht bereit. Meinen Mantel und die Weste hänge ich an den Garderobenhaken und warte. Nicht lange. Frau Dr. NN stellt sich vor, überfliegt den Anamnese-Bogen. Meine Allergien sind für diese Impfung nicht relevant.
Die Ärztin will nicht reden
Doch bevor sie die Spritze ansetzen kann (linker Arm), habe ich noch ein paar Fragen. Welcher Impfstoff? MODERNA. (Als ich den Impftermin buchte, war AstraZenica noch nicht zugelassen, sondern nur die mRNA-Stoffe.) Wer haftet für eventuelle Impfschäden? Es gibt keine. Sie selbst habe sich auch impfen lassen. Wenn ich Bedenken hätte, dann könnte ich ja zurücktreten. Ich säße ja hier, freiwillig. Sie will eigentlich nicht reden. Ich frage, ob der Helfer vielleicht ein Foto von mir in der Kabine beim Impfen machen könne. Nein! Wegen Datenschutz.
Also dann, der linke Arm liegt entspannt im Schoß. Den Pieks merke ich nicht. Fertig.
Da ich meinen gelben Impfpass nicht gefunden habe, bekomme ich eine Impfbescheinigung: Datum, Impfung gegen COVID-19, Handelsname und Chargennummer: Moderna C19Vacc, Impfzentrum: CIZ-EHS, Unterschrift und Stempel der Ärztin. Nächster Impftermin: 13. April 2021, 09.30 Uhr.
30 Minuten zur Beobachtung
Und weil ich Allergien aufgelistet hatte, sollen die Betreuer, die die Geimpften noch eine kurze Weile betreuen, mich für 30 Minuten auf den Beobachtungsstühlen im Auge behalten, bevor ich nach Hause fahren kann.
Fazit: Ohne Schock, frohgemut, lasse ich mich nach Hause fahren. Das kleine Pflaster auf der Einstichstelle erinnert mich am Abend daran, dass heute ein wichtiger Tag war. Keine Nachwirkungen. Offenbar habe ich die Impfe gut vertragen.
Datum: 25. März 2021, Text: Fritz W. Zimmermann, Bild: IMAGO/Future Image