Rente
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Sollen Arbeitnehmer in Deutschland später in Rente gehen? Die Frage ist nicht neu. Doch im nahenden Bundestagswahlkampf könnte das Thema für Aufregung sorgen.

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hat sich dafür ausgesprochen, die Erwerbsphase der Arbeitnehmer zu verlängern und damit das Renteneintrittsalter zu erhöhen. Dulger begründet dies mit der steigenden Lebenserwartung der Menschen in Deutschland.

Die Deutschen werden älter

„In den kommenden Jahren wird die ,Babyboomer’-Generation in Rente gehen und der Druck auf unsere sozialen Sicherungssysteme wird aufgrund dieses demografischen Wandels immer stärker werden“, sagte Dulger der Deutschen Presse-Agentur. „Deshalb ist klar – und wir sollten uns alle bei diesem Thema auch einmal ehrlich sagen: Wenn unsere Lebenserwartung immer weiter steigt, muss unsere Lebensarbeitszeit zwangsläufig auch steigen.“

Und weiter: „Es gibt keine Alternative, als dass die Kosten aus der Alterung der Gesellschaft auf die Generationen verteilt werden – denn nur so kann das langfristige Vertrauen in die gesetzliche Rente erhalten werden.“ Das Ziel, die Sozialversicherungsbeiträge nicht über 40 Prozent steigen zu lassen, müsse verfassungsrechtlich verankert werden.

Gewerkschaften protestieren

Protest kommt erwartungsgemäß vonseiten der Gewerkschaften. Der Deutsche Gewerkschaftsbund wies die Forderungen der Arbeitgeber als „völlig inakzeptabel“ zurück. Vorstandsmitglied Anja Piel warnte vor einer Rentenkürzung durch die Hintertür für viele Beschäftigte. „Schon heute scheiden viele Arbeitnehmer krankheitsbedingt vorzeitig aus dem Erwerbsleben aus – und haben dabei erhebliche Rentenabschläge hinzunehmen“, so Piel laut einem Bericht des Magazins „Spiegel“.

Tatsächlich würden viele Unternehmen die „Babyboomer“ brauchen, doch die wollten früher aussteigen. Höhere Altersgrenzen seien de facto eine „Gewinnmaximierung für Unternehmen„ auf dem Rücken der Arbeitnehmer, insbesondere zulasten kranker, arbeitsloser und schwer arbeitender Menschen. Denn wer Sozialbeiträge nicht nur deckeln, sondern diese Deckelung gar im Grundgesetz festschreiben will, macht Kürzungen bei den Sozialleistungen zum Ziel des Sozialstaats“, so Piel.

Weniger Beschäftigte in Deutschland

Kurz nach Dulgers Einlassung teilte das Statistische Bundesamt mit, dass die Zahl der Erwerbstätigen im vergangenen Jahr erstmals seit 2006 gesunken sei – um 1,1 Prozent auf 44,8 Millionen. Das Ende des Beschäftigungszuwachses sei nicht allein auf die Corona-Pandemie, sondern auch auf den demografischen Wandel zurückzuführen, hieß es.

Eine von der Bundesregierung eingesetzte Rentenkommission war sich vergangenes Jahr uneins, ob die Altersgrenze zur Rente weiter angehoben werden soll. Die Menschen sollten auf jeden Fall zusätzliche Alterssicherung mit privater sowie betrieblicher Altersvorsorge betreiben. Frank Werneke, der Vorsitzende der Gewerkschaft Ver.di, sieht für die Zukunft mehr Steuergeld fürs Rentensystem als unerlässlich an. 

Datum: 14. Januar, Text: red/nm, Bild: imago images/Westend1961