Ausstellungsraum: Aus der Parkgarage wird ein Ort für Künstler.
Früher wurde in dem Parkhaus an der Kantstraße getankt, geparkt, Taxifahrer verbrachten hier ihre Pausen. Aktuell ist die älteste Hochgarage Europas eine Galerie, in der noch bis zum 22. Oktober Werke von 49 Künstlern zu sehen sein werden. Dass die Parkgarage mit dem einmaligen Charme der perfekte Ort für eine Schau urbaner Kunst zu sein scheint, zeigen die Besucherzahlen der ersten Tage. Bereits am Eröffnungswochenende der zehntägigen Ausstellung zog es weit mehr als tausend Besucher in die Kant-Garagen. Diese wurden bereits im Jahr 1930 errichtet und dienten noch bis vor wenigen Jahren als Parkhaus. Seit 1992 steht der Bau an der Kantstraße unter Denkmalschutz, was viele der ehemaligen Besitzer nicht davon abhielt, Abrissanträge für das Baudenkmal zu stellen. Diese wurden immer wieder abgelehnt, die Hochgarage im vergangenen Jahr an den Immobilienunternehmer Dirk Gädeke verkauft.
Dieser will die festgelegten, denkmalpflegerischen Ziele zwar einhalten, die Garage aber gleichzeitig zum Büro-, Event- und Galeriegebäude umfunktionieren. Einen ersten Vorgeschmack darauf wie sich die Kant-Garagen in den kommenden Jahren entwickeln könnten, gibt es nun bereits mit der von der Enter Art Foundation (EAT) organisierten Ausstellung. Graue Betonwände, ölbefleckte Böden und Neonrohre machen die 1.000 Quadratmeter große Parkhalle zum perfekten Ort für eine typisch Berliner Pop-up-Ausstellung. Neben Fotografien und Bildern von Künstlern aus der ganzen Welt sorgen eine Bar und gemütliche Sofas für Entspannung und Kurzweil. Viele der ausgestellten Werke stehen außerdem zum Verkauf. Die daraus resultierenden Einnahmen gehen zu hundert Prozent an die Künstler, arbeitet die Enter Art Foundation doch komplett uneigennützig und ohne Provision.
In den nächsten Jahren könnte sich das Baudenkmal zu einem gefragten Standort für Kunstkenner entwickeln. Zumindest, wenn es nach Dirk Gädeke ginge. Er möchte hier bald Galerien auf zwei Etagen, ein Restaurant und eine Kunsthalle entstehen. Ein wichtiger Schritt, will Charlottenburg wieder zum neuen, alten Galeriestandort in Berlin avancieren. Die Gerüste für den nötigen Umbau stehen bereits. Für das Erdgeschoss der historischen Garage ist zudem eine Markthallennutzung mit Restaurants, Feinkostläden und einem möglichen Food-Markt vorgesehen. Das könnte auch Foodies aus anderen Bezirken Berlins in den Westen locken. Auf dem Dach soll nach den Plänen Dirk Gädekes außerdem ein modernes Penthouse entstehen. Die restlichen Obergeschosse werden zur Büronutzung umgebaut – und das alles, ohne die Struktur des Gebäudes grundlegend zu ändern.
Allein die entsprechende Erlaubnis dafür fehlt noch. Die müsste von Baustadtrat Oliver Schruoffeneger kommen. Die Besucherzahlen der letzten Tage könnten da noch einmal einen zusätzlichen Anreiz schaffen. Wer sich selber vom Potenzial der Kant-Garagen als Kunststandort überzeugen möchte, hat dazu hoffentlich in Zukunft noch reichlich Gelegenheit.
Katja Reichgardt, Bild: imago/Jürgen Ritter/62657436