Soziales: Was sich in der Wilmersdorfer Flüchtlingsunterkunft wirklich zutrug.
Sie sollen sich „die Nasen blutig gehauen haben“ war vor kurzem in den Medien zu lesen. Denn die Stimmung in der Notunterkunft für Flüchtlinge im ehemaligen Rathaus Wilmersdorf am Fehrbelliner Platz sei schlecht. Laut Webseite des Betreibers Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) leben dort „1.141 Menschen, davon 384 Kinder, aus über 15 verschiedenen Nationen in der Notunterkunft“, die im August 2015 „innerhalb weniger Tage für 500 Menschen“ hergerichtet wurde. Nun sollen sich 30 von ihnen Ende April mit zehn Wachschützern geprügelt haben. Helfer seien in Büros geflüchtet und Heimleiter Stephan Wesche und sein Mitarbeiter Philipp Bertram nicht zu erreichen gewesen. Die Polizei wurde gerufen.
Berichte dementiert
Auslöser seien Schwierigkeiten durch verzögerte Essensausgaben gewesen. Weniger helfende Hände im Heim hätten diese Missstände begünstigt. Denn zuvor habe sich die Zahl ehrenamtlicher Helfer durch die angespannte Stimmung im Haus von 100 auf 50 halbiert. Eine zusätzliche Streichung von Wochenend- und Feiertagsdiensten für Festangestellte habe die Situation noch verschärft. Für Bezirks-Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU) aber sind solche Berichte dramatischer „als die Realität“. Vor wenigen Tagen traf er sich mit Heimleiter Stephan Wesche und versuchte, den Vorwürfen auf den Grund zu gehen. Tatsächlich gab es Konflikte, waren einige Bewohner aufgebracht. Und tatsächlich wurde es laut, als sich Bewohner über die Verzögerungen beschwerten. Einem Wechsel hin zu mehr Haupt- als Ehrenamtlichen seien wirklich Unregelmäßigkeiten gefolgt. Als Bewohner dann zum Gespräch in die Büros zu den Angestellten wollten, gab es eine Rangelei mit dem Wachschutz, der die Türen sicherte. Eine Prügelei aber gab es wohl nicht. Für Engelmann waren die Argumente des Heimleiters „nachvollziehbar und plausibel“.
Neue Kommunikation
Eine offizielle Stellungnahme der ehrenamtlichen Helfer auf der Webseite des ASB geht weiter. Demnach entbehrten die veröffentlichten Behauptungen gar „jeder Grundlage“. Es habe „keine Prügelei, keine Gewaltanwendung von Bewohnern oder Sicherheitsleuten gegeben, keine Verletzten, „nichts wurde beschädigt“. Trotzdem solle künftig auf jeder Etage ein Sprecher Missstände vorbringen, sagt der Sozialstadtrat. Die Heimleitung möchte mit besserer Kommunikation künftig Konflikte im Vorfeld klären.
Text & Bild: Christina Praus